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Aufklärung als Selbstdeutung - eine genetisch-systematische Rekonstruktion von Johann Joachim Spaldings 'Bestimmung des Menschen' (1748)

Antragsteller Dr. Georg Raatz
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262075229
 
Spaldings (1714-1804) Frühschrift 'Betrachtung über die Bestimmung des Menschen' stellt nicht nur die Programmschrift der deutschen Aufklärungstheologie dar, sondern hat als literarischer Bestseller einen gewichtigen Beitrag für die anthropologische Wende um die Mitte des 18. Jahrhunderts geleistet. Es findet sich wohl keine große Gestalt der 2. Hälfte des Aufklärungsjahrhunderts, die dies Büchlein nicht kannte. Es unternimmt ausgehend von der basalen Frage des Menschen nach seiner Bestimmung den Versuch, Moralität und Religion als Funktionen eines je subjektiven Selbstdeutungsprozesses plausibel zu machen. Während die Rezeption der Bestimmungsschrift in den Debatten der 2. Hälfte des Aufklärungsjahrhunderts (bspw. Abbt,Mendelssohn, Kant, Fichte) hinlänglich aufgearbeitet ist, widmet sich vorliegende Studie erstmals einer umfassenden Rekonstruktion ihrer Genese. Dabei werden Entwicklungslinien von seinen akademischen Qualifikationsschriften, kleineren Aufsätzen bis hin zu den Übersetzungen zweier Schriften des englischen Philosophen Shaftesbury nachgezeichnet, wobei der ideen-, begriffs- und terminologiegeschichtlichen Analyse der Shaftesburyübersetzungen und Spaldings Vorreden besonderes Gewicht zukommt.In begrifflich-kategorialer Hinsicht liegt der Fokus im Wesentlichen auf der literarisch rhetorischen Figur des Selbstgesprächs, der bestimmungslogischen Grundstruktur, der Orientierung am Glücksgedanken, der erkenntnistheoretischen Funktion des Empfindungsbegriffs und schließlich den daraus resultierenden Konsequenzen für sein Religionskonzept.Schließlich wird das Bestimmungskonzept Spaldings in den Kontext aktueller theologischer und philosophischer Debatten um einen deutungstheoretischen Religionsbegriff, die Renaissance des Bestimmungs-, Glücks- und Menschenwürdebegriffs und um das emotional-affektive Moment im Aufbau religiösen Bewusstseins eingezeichnet. Die Studie bringt Spaldings Bestimmungsschrift als einen gewichtigen Beitrag zum bis heute unabgeschlossenen Projekt eines modernen Christentumsverständnisses und aufgeklärten Protestantismus` zur Geltung.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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