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Leo Strauss on culture, religion and the political

Subject Area Practical Philosophy
History of Philosophy
Term from 2015 to 2016
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 262463122
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

Leo Strauss war der Erste, der die Beziehungen zwischen Kultur, Religion und dem Politischen zum prinzipiellen Thema der Philosophie machte. Das Projekt untersucht diese Beziehungen in minutiösen Interpretationen über fünf verschiedene Werkkontexte hinweg. Es rekonstruiert hierfür eine stark technisch-systematische Ebene der Argumentation, die nach dem Ort der Religion bzw. der Politik im Gesamtbau des philosophischen Wissens abzielt und dabei von einer Kritik des Kulturbegriffs ausgeht. (I) Ausgangspunkt ist die Frage Hermann Cohens nach dem Ort der Religion im System der Philosophie und ihre Geschichte im philosophischen Denken der 1920er und 1930er Jahre – ein Problem, das zugleich die Vorlage für eine genauere Verortung des Politischen (Carl Schmitt) liefert. (II) Strauss’ Buch Philosophie und Gesetz (1935) ist das bedeutendste Dokument für die Beziehungen zwischen Kultur, Religion und dem Politischen. Hierbei ergab sich zugleich die größte „Überraschung“ im Projektverlauf. Um die entscheidende theoriegeschichtliche Neuerung des Buchs herauszuarbeiten, war ein minutiöser Kommentar erforderlich, der erstmals nachweist, wie sich die heterogenen Teile zueinander verhalten und das Werk zu einem „verborgenen Hauptwerk der Philosophie des 20. Jahrhunderts“ machen. (III) Ausgehend von Leo Strauss’ „German Nihilism“ (1941) wird hier ein vergessenes Genre um 1940/41 skizziert, das das nationalsozialistische Denken aus der deutschen Philosophie herzuleiten versuchte. Hier wird gezeigt, dass Strauss in diesem Kontext eine differenzierte Position zum Verhältnis von Philosophie und Politik entwickelt. (IV) Leo Strauss ist in der öffentlichen Wahrnehmung in Amerika weithin als Kritiker des „Relativismus“ präsent. Hier gilt es, die zunächst weitgehend unspezifische Relativismuskritik von Leo Strauss genau zu kontextuieren (in der Kritik der Cultural Anthropology, insbesondere von Ruth Benedict), die komplexe Position im Spannungsfeld von Relativismus und Absolutismus herauszuarbeiten (Natural Right and History), problemgeschichtlich zu verorten (Irrationalitätsproblem) und in ihren Grenzen zu bestimmen (Social Science and Humanism). (V) Das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung wird in dem Artikel „Jerusalem and Athens“ (1967) zum eigentlichen Thema der Philosophie. In einem Kommentar wird gezeigt, wie dieser Text zwei Kulturkritiken, die bis dato nebeneinander bestanden (die Kritik der deutschen Kulturphilosophie und der amerikanischen Cultural Anthropology), erstmals zusammenführt unter dem Aspekt eines neuen Kulturbegriffs, der mit dem entstehenden Diskurs des Postkolonialismus und – als dessen Gegenstück – mit der Besinnung auf die „Wurzeln“ der westlichen Zivilisation verbunden ist.

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