Kaiser Julian 'Apostatas' Religionsphilosophie: Einleitung, Übersetzung und Kommentar zu den Hymnen "Auf König Helios" (Or. 11 [4] Bidez) und "Auf die Göttermutter" (Or. 8 [5] Bidez)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt widmete sich der Religionsphilosophie Kaiser Julians, des letzten römischen Kaisers (Regierungszeit 361-363), der Konstantins Wendung zum Christentum rückgängig machen und zur griechisch-römischen Kultreligion zurückkehren wollte. Julians Religionsphilosophie manifestiert sich vor allem in seinen beiden Prosahymnen "Auf die Göttermutter" und "Auf König Helios". Diese beiden Texte wurden ins Deutsche übersetzt und unter philologisch-literarturwissenschaftlichen, philosophiehistorischen, religionswissenschaftlichen und althistorischen Aspekten kommentiert. Es wurde gezeigt, dass Julians Religionsphilosophie auf die neuplatonische Theologie des Neuplatonikers Iamblichos (etwa 245-320) zurückgeht. Sie steht damit in der Kontinuität der neuplatonischen Religionsphilosophie bis zu Proklos, der im 5. Jh. N. Chr. Die systematisch differenzierteste Gestalt neuplatonischer Theologie ausbildete. Wie die Untersuchung weiter ergab, fokussierte der Kaiser diese allerdings auf Gottheiten, denen eine herausragende Bedeutung für seine Auseinandersetzung mit dem Christentum zukam: So ließen sich Helios und die Göttermutter Kybele als paganes Gegenmodell zu Christus und zur Gottesmutter Maria nachweisen. Die beiden Hymnen (verfasst zum Kybele-Attis-Fest zwischen dem 22. und 25. März 362 bzw. zum Fest des Sol Invictus am 25. Dezember 362) stellten sich dar als paganes Konkurrenzangebot zu Ostern und Weihnachten. Insbesondere die Kontrastimitation des im Göttermutter-Hymnos allegorisch interpretierten Mythos der Göttermutter und ihres Lieblings Attis zur christlichen Passions- und Ostergeschichte ist in der Forschung bisher noch nicht gesehen worden, ebenso wenig die der Kybele zu Maria, so dass der Göttermutter-Hymnos ex negativo auch als Zeugnis für die bereits im 4. und nicht erst im 5. Jh. Zunehmende Verehrung Marias als Gottesmutter, wie zumeist angenommen, verstanden werden kann. Die Ergebnisse des Projekts erlauben es, die beiden Hymnen als Stationen in Julians antichristlicher Religionspolitik neu einzuordnen. Während der Kaiser sich in ihnen mit dem Christentum nur implizit auseinandersetzte und vielmehr für sein paganes Gegenprogramm zum Christentum warb, ging er mit seiner anti-christlichen Streitschrift Contra Galilaeos (verfasst im Winter 362/363) zur expliziten inhaltlichen Auseinandersetzung mit Grundannahmen der christlichen Theologie über. Dabei weisen beide Hymnen den dezidiert anti-konstantinischen Charakter seiner Religionspolitik von Anbeginn seiner Herrschaft auf. Denn während er im Göttermutter-Hymnos auf pragmatischer Ebene eine Einzelmaßnahme Konstantins kritisierte (nämlich dessen Versuch, die Stadtpatronin Konstantinopels christlich zu überformen), stellte er im Helios-Hymnos mit der philosophischen Deutung seines persönlichen Schutzgottes Sol Invictus implizit auch sein Herrschaftsverständnis dem des Konstantin entgegen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Politische Theologie und Religionspolitik bei Kaiser Julian. Philosophie für die Polis, 437-458.
Schramm, Michael
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Julian, Athens, and the Athenians, in: I. Tanaseanu-Döbler/L. v. Alvensleben (Hgg.), Athens II: Athens in Late Antiquity (COMES 20), Tübingen 2020, 183- 198
Schramm, M.
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Julian als Mythenerzähler: (Neu)platonische Mythentheorie und -praxis in Contra Heraclium und den Caesares, in: H.-G. Nesselrath (Hg.), Von wahren Mythen und falschen ‚Hunden‘. Julian, Gegen den Kyniker Herakleios: Eingeleitet, übersetzt und mit interpretierenden Essays versehen von B. Bleckmann, H.-G. Nesselrath, M. Schramm, J. Stenger, I. Tanaseanu-Döbler, M. C. De Vita (SAPERE 39), Tübingen 2022, 277-298
Schramm, M.
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Sonne, Kosmos, Rom.
Ritter, Adolf Martin; Tanaseanu-Döbler, Ilinca; Hose, Martin; Rebenich, Stefan & Ferrari, Franco
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Kaiser Julian, Auf die Göttermutter.
Schramm, Michael
