Modeling structural change in agriculture under competition between heterogenous firms, uncertainty and different market interventions
Final Report Abstract
Der Agrarsektor ist weltweit erheblichen Veränderungen in seinen allgemeinen Rahmenbedingungen ausgesetzt, infolgedessen Anpassungen sowohl auf einzelbetrieblicher als auch auf sektoraler Ebene zu erwarten sind. Bislang wurden in der Literatur bei der Analyse von Agrarstrukturwandel im Allgemeinen, und von Investition- und Desinvestitionsentscheidungen im Besonderen, jedoch aus Komplexitätsgründen wichtige Aspekte nicht berücksichtigt. Erstens gibt es kein Modell, welches die Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen von heterogenen Unternehmen in wettbewerbsintensiven Märkten im Realoptionskontext, d.h. unter simultaner Berücksichtigung von Unsicherheit der Rückflüsse, Irreversibilität und zeitlicher Flexibilität, analysieren kann. In Verbindung hiermit können in existierenden Realoptionsmodellen bislang keine komplexen Marktinterventionen adäquat abgebildet werden, da die Funktionsweise solcher Instrumente unter anderem zwingend Unternehmensheterogenität voraussetzt. Schließlich wird in Realoptionsmodellen häufig der Wertschöpfungskettenaspekt außer Acht gelassen. Daher hatte dieses Projektvorhaben das übergeordnete Ziel, ein agentenbasiertes Realoptionsmodell zu entwickeln, welches diese Aspekte explizit berücksichtigt und somit realistischere Prognosen des Anpassungsverhaltens landwirtschaftlicher Unternehmer an sich ändernde Rahmenbedingungen und der Implikationen für den Agrarstrukturwandel ermöglicht. Die Ergebnisse unterstreichen das Anwendungspotential des entwickelten Modells für die Analyse und Vorhersage von Strukturwandel sowohl auf einzelbetrieblicher als auch auf sektoraler Ebene. So führt die zusätzliche Berücksichtigung von Unternehmensheterogenität im Kontext der Analyse von Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen von konkurrierenden Unternehmen zu interessanten Ergebnissen. Beispielsweise konnte detailliert aufgezeigt werden, welche Effekte die Effizienzverbesserung einer bestimmten Unternehmensgruppe auf die Wettbewerbsdynamik im Gesamtmarkt hat. Außerdem wird hierdurch die Modellierung und Folgenabschätzung von komplexen Marktinterventionen, die gerade für den Agrarsektor hohe Relevanz besitzen, überhaupt erst ermöglicht. So zeigte die Analyse von handelbaren Produktionsrechten im deutschen Milchsektor, dass deren Abschaffung unter bestimmten Bedingungen ceteris paribus gerade nicht zu einem Ausscheiden weniger effizienter Unternehmen aus dem Markt führt – ganz im Gegenteil. Dies steht der mehrheitlichen Meinung in der öffentlichen und politischen Debatte über die Wirkungen der Abschaffung der Milchquote in der Europäischen Union in 2015 klar entgegen und war im Ergebnis so nicht zu erwarten, aber erscheint nach einer ökonomischer Interpretation trotzdem schlüssig. Es unterstreicht deshalb die hohe Relevanz des Modells für die Politikberatung. Schließlich zeigt die Anwendung des Modells auf den Anbau von Kurzumtriebsplantangen, dass bei der Analyse von Investitions- und Anbauentscheidungen gerade auch die Wechselwirkungen mit vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen beachtet werden sollten.
Publications
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