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Aufbau und Analyse von Jahrringchronologien zur Rekonstruktion prähistorischer Umweltbedingungen in Mittel- und Westeuropa

Antragsteller Dr. Willy Tegel
Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Forstwissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265782738
 
Jahrringe rezenter Bäume, historischer Bauhölzer, subfossiler Stämme und von Hölzern aus archäologischem Kontext bilden eine der wichtigsten Grundlagen der Paläowissenschaften. Kein anderes Umweltarchiv mit jährlicher Auflösung erstreckt sich über das gesamte Holozän. Die Signaturen von anatomischen und physikalischen Jahrringmerkmalen, wie Jahrringbreiten, Holzdichte, Konzentrationen stabiler Isotope und Radioisotope können für Klima- und Umweltrekonstruktionen genutzt werden. Sie dienen aber auch zur präzisen Datierung von Holzfunden und weiteren wichtigen Proxyarchiven wie Eisbohrkernen und Späleothemen. Resultierende Klimarekonstruktionen und jahrgenaue dendrochronologische Datierungen von Holzartefakten ermöglichen es Archäologen und Historikern, die Lebensbedingungen der Menschen in der Vergangenheit besser einzuschätzen, und Umwelteinflüsse auf Wirtschaft und Gesellschaft zu hinterfragen. Damit ist es auch möglich, die moderne Klimaentwicklung retrospektiv in ihrem holozänen Kontext zu betrachten. Dem Auf- und Ausbau von Jahrringchronologien, die das gesamte Holozän lückenlos abdecken, kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Die Bedingungen dafür sind wegen der Waldverbreitung und der damit verbundenen breiten Verfügbarkeit von Holzproben sowie wegen der vielerorts günstigen Erhaltungsbedingungen in Europa ideal. Weltweit ist die „Süddeutsche Jahrringchronologie“ der Universität Hohenheim mit 12.460 Jahren (Becker et al. 1982, Friedrich et al. 2004) in ihrer Länge einmalig. Leider wurden die Daten jedoch nie vollständig veröffentlicht, und sind damit der Forschung für weitergehende Analysen auch nicht zugänglich.Das Ziel des bisher durchgeführten Projekts (TE 613/3-1, Laufzeit 1.2.2015 – 31.1.2018) war es, hoch belegte mitteleuropäische Eichenjahrringchronologien zu erstellen, qualitativ zu verbessern, Lücken zu schließen, und die Chronologien als Grundlage für hydroklimatische Rekonstruktionen zu nutzen. Unerwartet ist es uns gelungen, eine bisher unveröffentlichte Datenbank von Eichenringbreitenreihen aus 14 europäischen dendroarchäologischen Laboratorien in einer einheitlichen Datenbank zusammenzuführen. Dies ist ein weltweit einzigartig neuer Datensatz mit insgesamt 63.730 Eichenjahrringserien aus 4.815 Fundstellen die den Zeitraum der letzten 7.500 Jahre abdecken. Eine sorgfältige Aufarbeitung, Harmonisierung, Qualitätskontrolle und Analyse dieser Datenmenge kann mit den im aktuell laufenden Projekt verfügbaren Kapazitäten nicht zufriedenstellend geleistet werden. Außerdem ergaben erste Pilotstudien überraschend enge Zusammenhänge zwischen Jahrringbreite und Grundwasserschwankungen. Dies ist eine neue Erkenntnis, und es wäre wünschenswert weitere Analysen durchzuführen mit dem Ziel, historische Grundwasserschwankungen über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahre zu rekonstruieren. Eine Verlängerung des Projekts um zwei Jahre würde weitere neue, bedeutende Daten und Ergebnisse für die Paläowissenschaften garantieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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