Interpersonelle Psychotherapie plus Medikation bei schwerer Depression: 5-Jahres Follow-up unter Berücksichtigung des Einflusses früher Traumatisierung
Final Report Abstract
Obwohl bei der stationären Behandlung schwer depressiver Patienten häufig eine Kombination aus Pharmakotherapie- und Psychotherapie eingesetzt wird, ist der zusätzliche akute sowie langfristige Nutzen von Psychotherapie in diesem Kontext bisher kaum untersucht worden. In einer randomisierten, kontrollierten Studie an 130 stationär aufgenommenen Patienten mit einer überwiegend schweren Depression wurde eine 5-wöchige Behandlung mit „Interpersoneller Psychotherapie plus Pharmakotherapie" mit einer psychiatrische Standardbehandlung („Pharmakotherapie plus Clinical Management"; CM) verglichen. Bei der Psychotherapiebedingung handelt es sich um eine speziell für stationäre depressive Patienten modifiziertes Programm der Interpersonellen Psychotherapie (IPT-S). Die Kombinationsbehandlung führte in der Akutphase zu einer deutlicheren Reduktion der depressiven Symptome sowie zu höheren Response- und Remissionsraten im Vergleich zu der psychiatrischen Standardbehandlung. Auch langfristig war die Kombinationstherapie überlegen hinsichtlich der Rückfallrate, stationärer Wiederaufnahmen, Symptomausprägung und der sozialen Anpassung. Selbst 5 Jahre nach der intensiven stationären Therapie war offensichtlich unabhängig von der Behandlungsmethode eine weitere Abnahme depressiver Symptome sowie relativ geringe Wiedererkrankungsraten zu verzeichnen. Unterschiede in verschiedenen klinischen Maßen (Depressivität, globale Funktionsfähigkeit, Rehospitalisierungen, Suizidversuche etc.) zwischen der intensiveren Kombinationsbehandlung und der psychiatrischen Standardbehandlung, die zu den früheren Katmanesezeitpunkten noch deutlich waren, passten sich nach 5 Jahren aneinander an. Frühkindliche Traumatisierungen waren häufig und hatten offenbar Moderatorenfunktion. Traumatisierte Patienten sprachen bedeutsam besser auf eine kombinierte Therapie im Vergleich zu primär medikamentöser Behandlung an. Diese Ergebnisse rechfertigen ein routinemäßiges Abklären von frühen Traumatisierungen bei depressiven Patienten.
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