The economic integration of expellees and their effects on the West Germany economy, 1945-70
Economic and Social History
Final Report Abstract
Die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa ist eine der größten erzwungenen Wanderungsbewegungen der Geschichte. Sie betraf mindestens 12 Millionen Menschen, die vor dem zweiten Weltkrieg zumeist in den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs oder im Sudetenland lebten. Bis September 1950 gelangten alleine nach Westdeutschland fast 8 Millionen Vertriebene. Ihr Bevölkerungsanteil lag bundesweit bei fast 17 Prozent, in Schleswig-Holstein erreichte er sogar 33 Prozent. Das DFG-Projekt hat die volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Vertriebenenzustrom und die regionale Integration der Heimatvertriebenen in Westdeutschland zwischen 1945 und 1970 untersucht. Dazu hat das Projekt zunächst umfangreiche - und regional tiefgegliederte - ökonomische und soziodemographische Statistiken zu den Heimatvertriebenen digitalisiert und elektronisch erfasst. Hierzu zählen beispielsweise Informationen zum Bevölkerungsanteil, der Religionszugehörigkeit oder der Erwerbstätigkeit der Heimatvertriebenen auf Kreisebene. Das Projekt hat die Statistiken, die vor allem aus den Volks- und Berufszählungen von 1946, 1950 und 1961 stammen, online verfügbar gemacht (abrufbar hier: https://sebastiantillbraun.com/data/). Auf Basis der digitalisierten Statistiken hat das Projekt eine Reihe empirischer Studien veröffentlicht. Diese Studien sind zu drei zentralen Ergebnissen gekommen, die auch von überregionalen Medien aufgegriffen worden sind (Welt, Standard). Erstens verlief der Integrationsprozess der Vertriebenen auf regionaler Ebene höchst unterschiedlich. So hat die ökonomische, soziale und politische Integration der Heimatvertrieben in landwirtschaftlich geprägten Gebieten und in Gebieten mit einem hohen Vertriebenenanteil deutlich länger gedauert als in industrialisierten Gebieten mit geringem Vertriebenenanteil. Ferner haben konfessionelle Unterschiede zwischen Heimatvertriebenen und Einheimischen zu einer politischen Polarisierung geführt, die ökonomische Integration der Vertriebenen jedoch nicht beeinträchtigt. Zweitens haben die Anpassungsprozesse, die der Vertriebenenzustrom auf dem westdeutschen Arbeitsmarkt ausgelöst hat, bis in die 1960er Jahre angedauert. Die Lohneinbußen der einheimischen westdeutschen Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnen waren gleichwohl gering. Drittens blieben die Heimatvertriebenen auch nach Ihrer Ankunft in Westdeutschland deutlich mobiler als die einheimische Bevölkerung. So zogen in den 1950er Jahren hunderttausende Vertriebene von den ländlichen Gebieten Bayerns, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins, in denen sie zunächst untergebracht waren, in die industriellen Zentren im Westen und Südwesten. Diese Wanderungen waren ein zentraler Anpassungsmechanismus, mit dem mögliche negative Auswirkungen der Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt verringert wurden.
Publications
- (2021) Local labor markets and the persistence of population shocks: evidence from West Germany, 1939–1970. Journal of Economic Geography 21 (2) 231–260
Braun, Sebastian T.; Kramer, Anica; Kvasnicka, Michael; Meier, Philipp
(See online at https://doi.org/10.1093/jeg/lbaa013) - The Cost of Remoteness Revisited. Kiel Working Paper 2070, Kiel : Kiel Institute for the World Economy, 2017. 36 S.
Franke, Richard
- How do Regional Labor Markets Adjust to Immigration? A Dynamic Analysis for Post‐war Germany. Kiel Working Paper 2025, 2016 (revised 2018)
Braun, Sebastian T. and Henning Weber
- The Local Environment Shapes Refugee Integration: Evidence from the Displacement of Germans after World War II. University of St Andrews Discussion Paper 11, 2017 (revised 2018)
Braun, Sebastian T. and Nadja Dwenger