Detailseite
Metakognition beim Lernen mit Texten. Führt Disfluency zu besseren Einschätzungen, besseren Controlprozessen und besserer Leistung?
Antragsteller
Dr. Christoph Mengelkamp
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268189691
Metakognitionen - das Denken über eigene Gedanken und Kognitionen (siehe Flavell, 1979) -spielen beim Lernen mit Texten eine wichtige Rolle, wobei Monitoring und Control zwei wichtige Bestandteile der Metakognition sind. Während mit Monitoring subjektive Einschätzungen der eigenen kognitiven Prozesse und des eigenen Wissens gemeint sind, bezeichnet Control Vorgänge, die diese kognitiven Prozesse sowie das Verhalten steuern (Koriat, Maayan & Nussinson, 2006, Mengelkamp & Bannert, 2012). Viele Modelle des selbstregulierten Lernens betonen die Wichtigkeit von Monitoring und Control (z.B. Nelson & Narens, 1990; Zimmerman, 1990). Dabei wird oft eine sequentielle Struktur angenommen (Koriat, 2012): Monitoring beeinflusst Control und Control beeinflusst Performanz. Allerdings handelt es sich um einen interaktiven Prozess (Efklides, Kourkoulou, Mitsiou & Ziliaskopoulou, 2006; Koriat, 2012): Monitoring beeinflusst Control (Monitoring-basiertes Control), wird aber auch von Control beeinflusst (Control-basiertes Monitoring). Bisher gibt es noch wenige Studien, die Monitoring, Control und Performanz im Zusammenhang erforschen. Das Verständnis dieses Zusammenhangs ist aber wichtig, um geeignete Interventionsmaßnahmen ableiten zu können (de Bruin & van Gog, 2012). Ziel der beantragten Untersuchung ist deshalb, zu erforschen, wie Monitoring und Control verändert und dadurch die Performanz gesteigert werden kann. Anhaltspunkte für die Beeinflussung von Monitoring und Control kommen aus der Disfluency-Forschung. Fluency (dt. Verarbeitungsflüssigkeit) beeinflusst Control-Prozesse und dadurch auch Control-basiertes Monitoring. Verarbeitungsflüssigkeit wird auch bei Koriat (1997) als mögliche Basis für metakognitive Einschätzungen genannt. Ist ein Text schwer zu lesen bzw. hat eine geringe Verarbeitungsflüssigkeit, so wird er als schwer zu lernen eingeschätzt (Ease of Learning Judgment). Aufgrund der geringen Verarbeitungsflüssigkeit ist für diesen Text mehr Anstrengung notwendig und er wird tiefer verarbeitet (Control). Dies sollte sich in Blickbewegungsmessungen anhand von z.B. längeren Fixationsdauern, häufigeren Fixationen und kürzeren Sakkaden (Rayner, Reichle, Stroud, Williams & Pollatsek, 2006) nachweisen lassen. Aufgrund der höheren Anstrengung fällt die Vorhersage des Lernerfolgs (Judgment of Learning) niedriger aus. Da sich Personen bei der Vorhersage ihrer Leistungen oft überschätzen (Dunlosky & Metcalfe, 2009, Pieger, Mengelkamp & Bannert, subm.), sollten die Einschätzungen des Lernerfolgs durch disfluente Texte genauer werden. Beim nochmaligen Lernen mit dem Text sollten die genaueren Einschätzungen wiederum zu adäquaten Control-Prozessen führen, die anhand von Blickbewegungsmessungen erfasst werden können. In Folge dessen sollte bessere Leistung resultieren. Diese Fragestellungen sollen mit einer experimentellen Studie untersucht werden, indem die Verarbeitungsflüssigkeit von Texten über die verwendete Schriftart experimentell manipuliert wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen