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Kleinburgen als Phänomen sozialen und herrschaftsräumlichen Wandels. Die Beispiele Schleswig und Holstein (13. bis 16. Jahrhundert)
Antragsteller
Professor Dr. Oliver Auge
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270151878
Im Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter fanden gesellschaftliche Veränderungen statt, die bezogen auf den Niederadel als Herrschaftskonsolidierung von unten beschrieben werden können. Hauptsächlich die ab dem 13. Jh. zunehmende Anzahl niederadeliger Kleinburgen lassen diesen Wandel deutlich werden, weshalb die Interdependenzen zwischen der Entstehung und Verbreitung der Kleinburgen und der Genese und Transformation des Niederadels zu untersuchen sind. Dies lässt sich am besten durch Regionalstudien gewährleisten, da so in Anlehnung an Ludwig Petry (In Grenzen unbegrenzt) möglichst viele Quellen zum Thema erfasst werden können, wobei deren Interpretation stets auch Aussagen ermöglicht, die über die einzelnen Regionen hinausgehen. Das Projekt will diese gegenseitigen Wechselwirkungen systematisch anhand Schleswigs und Holsteins untersuchen, da gerade hier der Adel eine wichtige Rolle spielte. Aufbauend auf 1,5 Jahren intensiver Vorarbeit ist es mit seinen zwei 65%-Stellen über 3 Jahre angelegt und in 3 Phasen à 12 Monate gegliedert. Für die Qualitätskontrolle bürgt ein wissenschaftlicher Beirat. In Phase 1 werden die ca. 300 in den Untersuchungsräumen existenten Anlagen samt der mit ihnen verbundenen Personen auf Basis schriftlicher und dinglicher Quellen (Flur- und Ortsnamen, Urkunden, Siegelstempel usw.) erfasst. In Phase 2 werden die Befunde systematisch miteinander in Bezug gesetzt: Es wird nach der Funktion niederadeliger Kleinburgen gefragt und danach, wie sich die Funktionsträger innerhalb der sich etablierenden Landesherrschaft verorten lassen. So ergibt sich ein klareres Verständnis des soziopolitisch bisher kaum erfassten Phänomens des Niederadels dieser Regionen, was auch einen Zugang zur offenen Debatte um die sog. Ministerialität eröffnet. In Phase 3 wird unter komparativer Perspektive je eine Monographie zu beiden Räumen erstellt. Sie bereiten eine Monographie des Antragstellers zur Neubewertung der Adelsgeschichte nördlich der Elbe und ein klassisches Burgenkompendium vor. Da Schleswig und Holstein Dänemark und dem Reich zugleich zugehörig waren, ist das Forschungsvorhaben per se international ausgerichtet, was sich auch in den grenzübergreifenden Kooperationen niederschlägt. Die signifikanten strukturellen und rechtlichen Unterschiede zwischen Schleswig und Holstein bieten ideale Bedingungen, um den Fragen differenziert nachzugehen. Dabei sind besonders die im 14. Jh. einsetzende Migration des holsteinischen Adels nach Schleswig und die damit verbundenen Auswirkungen auf dessen Adel und die Rückwirkung wieder auf Holstein in den Blick zu nehmen. Das Forschungsvorhaben, das in dieser Form ein Novum darstellt, lässt somit herrschafts- und sozialhistorisch interessante Befunde erwarten, deren Bedeutung über den betrachteten Raum weit hinausgeht, da es Ansätze zur Übertragung auf vergleichbare Räume bietet und insgesamt in einem europäischen Kontext verortet ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen