Bedingungen und Aufgaben dezentraler und zentraler Abschlussprüfungen im naturwissenschaftlichen Unterricht
Final Report Abstract
Zentralen Abschlussprüfungen werden positive Wirkungen auf die Qualität schulischer und unterrichtlicher Prozesse und Ergebnisse zugesprochen. Im Rekurs auf Educational Governance-Konzepte ist allerdings davon auszugehen, dass die mit den Prüfungen verknüpften Steuerungsversuche von den Akteuren innerhalb der Schulen multifaktoriell adaptiert werden, was neben individuellen Dispositionen und organisationalen Faktoren auch durch bestimmte Charakteristika des Prüfungsverfahrens, etwa mit Blick auf Standardisierung oder die mit den Prüfungen verknüpften Konsequenzen bedingt wird. Um den Zusammenhang zwischen systemischen, organisationalen und individuellen Faktoren und die daraus resultierenden (nicht) intendierten Wirkungen zu beleuchten, wurde in einem multimethodalen Vorgehen (qualitativ und quantitativ) ein Vergleich der Prüfungsverfahren in Finnland, Irland und den Niederlanden durchgeführt. Dabei wurden zu-nächst auf Basis von Experteninterviews die Ziele und Gestaltung der Prüfungssysteme sowie Implementationsstrukturen in den drei Ländern herauszugearbeitet. Anschließend wurden mithilfe standardisierter Fragebögen insgesamt 385 Lehrkräfte und 4.286 Schüler/innen an 35 Schulen zu Handlungsstrategien und Kognitionen im Kontext der zentralen Abschlussprüfungen befragt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Prüfungen vor allem dort positive Wirkungen entfalten können, wo eine explizite Verknüpfung zwischen Prüfungsergebnissen und Unterrichtsqualität durch den Staat erfolgt. Gleichwohl zeigte sich, dass in Prüfungen mit sehr großen Konsequenzen vor allem für die Schüler/innen der Fokus der schulischen Arbeit in erster Linie auf Bewältigungsstrategien und der Intensivierung von Vorbereitungsstrategien liegt; zudem lassen sich hier eine stärkere Deprofessionalisierungswahrnehmung bei den Lehrkräften und eine höhere wahrgenommene Belastung bei den Schüler/innen feststellen. Insgesamt lässt sich deshalb die Hypothese ableiten, dass die positiven Erwartungen an zentrale Abschlussprüfungen sich nicht grundsätzlich bestätigen lassen und dieses Steuerungsinstrument nur begrenzt und unter bestimmten systemischen und organisationalen Voraussetzungen zur Verbesserung schulischer Qualität beitragen kann.
Publications
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