Changes in production work: Industry 4.0
Final Report Abstract
Die Forschungsergebnisse lassen sich in den folgenden Punkten zusammenfassen: Erstens, der laufende Digitalisierungs- und Industrie 4.0-Diskurs hat in seinen Grundzügen den Charakter eines ausgeprägten Technologieversprechens, mit dem sich weitreichende Erwartungen in Hinblick auf zukünftige ökonomische Gewinne aber auch positive Effekte in Hinblick auf die Arbeitsmarktentwicklung wie auch humanorientierte Arbeitsformen im industriellen Sektor verknüpfen. Gleichwohl sind skeptische Gegenstimmen nicht überhörbar. Zweitens, die empirischen Befunde belegen in sehr vielen Betrieben eine eher zögerliche Diffusion und Implementation der neuen Technologien und dem damit verbundenen Wandel von Industriearbeit. Unübersehbar ist bislang eine ausgeprägte Pfadabhängigkeit der technisch-organisatorischen und personellen Entwicklung. Maßgebliche Gründe hierfür sind einerseits von den Betrieben vielfach als ausreichend angesehene Optimierungseffekte auch bei einem nur begrenzten Einsatz digitaler Technologien, andererseits aber ein hohes Maß an Skepsis in Hinblick auf nur schwer antizipierbare ökonomische und technologische Probleme. Drittens, gleichwohl muss aufgrund der schnellen technologischen Entwicklung langfristig mit einem technologisch induzierten Strukturwandel von Industriearbeit gerechnet werden. Freilich sind die Konsequenzen unbestimmt. Zum einen kann auch in der aktuellen Situation keineswegs von einem „Technikdeterminismus” ausgegangen werden. Zum zweiten handelt es sich bei Industrie 4.0 um kein eindeutiges technologisches Konzept, sondern es ist von seiner Multifunktionalität der Technologien mit sehr unterschiedlichen Gestaltungsoptionen für Arbeit auszugehen. Viertens, auf der Basis der vorliegenden Forschungsergebnisse können divergierende Entwicklungsszenarien von Arbeit aufgezeigt werden. Gesprochen werden kann von: Upgrading, Substitution, Polarisierung sowie Flexibilisierung und Entgrenzung von Arbeit. Diese Szenarien schließen einander nicht aus und können auf der sektoralen Ebene, aber auch innerhalb einzelner Betriebe nebeneinander existieren. Ein “one best way” digitaler Arbeit ist nicht erkennbar. Fünftens, die vielfach vertretene Auffassung, wonach insbesondere gering qualifizierte Einfacharbeit durch die neuen Technologien zunehmend und schnell substituiert wird, lässt sich nicht belegen. Zwar ist einerseits für diesen Arbeitstypus ein hohes Substitutionsrisiko gegeben. Andererseits aber finden sich empirisch gerade auch in diesem Arbeitssegment sehr unterschiedliche Entwicklungsverläufe infolge des Einsatzes digitaler Technologien. Sechstens, die Frage, inwieweit die mit der Digitalisierung gegebenen und viel diskutierten neuen Kontrollpotentiale von Arbeit tatsächlich genutzt werden, kann nicht endgültig beantwortet werden. Denn ganz offensichtlich werden diese Potentiale in den Betrieben sehr unterschiedlich genutzt. Sehr oft scheut das Management die damit verbundenen arbeitspolitischen Konflikte und der ökonomische Nutzen einer weitreichenden, technologisch getriebenen Kontrolle wird in vielen Betrieben nur als begrenzt angesehen.
Publications
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