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Hören oder Sehen? Welche Faktoren des Lesenlernens führen zu detaillierterer phonologischer Verarbeitung? Eine Trainingsstudie mit Vorschülern.
Antragstellerin
Dr. Ulrike Schild
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270561053
Kinder, die lesen können, nutzen mehr phonologische Details um gesprochene Wörter zu erkennen, als Kinder, die noch nicht lesen können. Welche Faktoren zu dieser detaillierteren phonologischen Verarbeitung bei lesenden Kindern beitragen, ist noch nicht geklärt. Wenn Kinder das Lesen lernen, manipulieren sie nicht nur Laute und trainieren damit ihr Wissen, wie Wörter aus Lauten aufgebaut sind. Sie lernen auch Buchstaben mit Lauten zu verbinden. Studien, die den Zusammenhang zwischen phonologischer Verarbeitung und Lesenlernen untersuchten, konfundierten oft phonologisches Wissen und Buchstabenwissen. Folgt man der Annahme, dass die Verarbeitung von gesprochener Sprache und Schriftsprache bidirektional erfolgt, sollten sich beim Schriftspracherwerb Verbindungen zwischen Buchstabenrepräsentationen und Sprachlautrepräsentationen entwickeln. In diesem Projekt soll die Hypothese getestet werden, dass insbesondere diese Verbindungen dazu beitragen, dass subtile Unterschiede zwischen Sprachlauten von lesenden Kindern stärker gewichtet werden als von Kindern die noch nicht lesenden Kindern. Dazu sollen drei Gruppen von Vorschulkindern unterschiedliche Trainings erhalten. Eine Gruppe soll phonologisch trainiert werden (phonologisches Training). Eine zweite Gruppe soll phonologisch und zusätzlich im Buchstabenwissen trainiert werden (phonologisches und orthographisches Training). Eine dritte Gruppe soll in einem nichtsprachlichen Training zu Vorläuferfähigkeiten des Rechnens trainiert werden (Kontrollgruppe). Wenn das phonologische Training allein ausreicht, um eine detailliertere Verarbeitung der gesprochenen Sprache hervorzurufen, sollten beide Gruppen mit phonologischem Training eine detailliertere Verarbeitung gesprochener Sprache im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigen. Wenn Buchstabenwissen nötig ist, um die phonologische Verarbeitung zu schärfen, dann sollte die phonologische und orthographische Trainingsgruppe eine detailliertere Verarbeitung gesprochener Sprache zeigen als die Gruppe mit ausschließlich phonologischem Training. Die phonologische Verarbeitung wird mit Hilfe von ereigniskorrelierten Hirnpotentialen erhoben, die in einem Wort-Onset-Paradigma erfasst werden. Am Ende der ersten und der zweiten Klasse soll mit Follow-Up-Tests überprüft werden, ob (i) sich die phonologische Verarbeitung nach dem Start des schulischen Leseunterrichts weiter verfeinert und ob (ii) die spätere Lesefertigkeit durch das phonologische Training alleine verbessert werden kann oder ob die spätere Lesefertigkeit noch mehr vom Training mit zusätzlichem Buchstabenwissen profitiert. Einerseits werden die Ergebnisse verstehen helfen, wie die Verarbeitung gesprochener Sprache durch den Schriftspracherwerb moduliert wird. Andererseits werden die Ergebnisse praktische Implikationen für die Debatte liefern, wie effizient und andauernd sich phonologisches und orthographisches Training auf Lesekompetenz in deutsch-sprachigen Kindern auswirkt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Claudia Friedrich
Kooperationspartner
Professor Dr. Hans-Christoph Nürk