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Das Epos in der Moderne

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271140818
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zielte auf eine Monographie zur Gattung des Epos in der Moderne im weiteren Sinne, d.h. von ca. 1800 bis in den Modernismus des 20. Jahrhunderts. Seine Ausgangsthese ist es, dass das Epos nach 1800 keineswegs zu den ‚toten‘ Gattungen zählt, sondern vielmehr für die Moderne eine besondere Faszinationskraft und ästhetische Produktivität gewinnt, die bisher weder in ihrem Stellenwert noch in ihren Formen hinreichend erkannt worden ist. Diesen Stellenwert gewinnt das Epos gerade als Gattung, die – aus der Perspektive zeitgenössischer Theorien und philologischkulturhistorischer Annahmen betrachtet – in der Moderne unmöglich geworden sein soll. Es hält das Versprechen offen, dass in der Zukunft doch eine Erneuerung des ‚echten‘ Epos möglich sein könnte, mit der Verwirklichung dieser ästhetischen Ordnung aber auch die Emergenz von Sinnstrukturen, die der disparaten modernen Welt Kohärenz verleihen können. An das Epos und seine mögliche Restitution heften sich also hochgespannte Ordnungserwartungen, die über den ästhetischen Raum hinausgehen und sich mit dem Versprechen gesellschaftlicher oder politischer Konsolidierungen verbinden. Diese sind oft – aber nicht ausschließlich – nationalistischer oder totalitärer Art. Eine besondere Wichtigkeit für das Projekt besitzen dabei die Interaktionen zwischen der Literatur und den philologisch-historischen Wissenschaften, die sich seit ihrer (Neu-)Formation nach 1800 intensiv für epische Überlieferungen, deren Überlieferungsmodi, kulturelle Kontexte und ästhetische Formen interessierten. Die vielfältigen Debatten, die hier geführt werden, formieren die zeitgenössische Dichtung mit, die sich in den Hallraum der epischen Gattung stellt. Ziel der Monographie ist es, zu zeigen, wie aus der Transformation von (oft phantasmatischen) generischen Elementen epischer Traditionen dezidiert moderne ästhetische Kalküle und Formen entstehen. Ursprünglich wollte das komparatistische Projekt Kapitel zu verschiedenen Autoren der Klassischen Moderne versammeln, die para-epische Projekte verfolgen (d’Annunzio, Becher, Borges, Döblin, Joyce, Pound, Tolkien). Im Laufe der Arbeit erwies sich aber eine andere Struktur als sachlich produktiver: eine Ausrichtung der Kapitel nach systematischen Gesichtspunkten. Die Kapitel rekonstruieren nun unter einschlägigen, für die zeitgenössische Epostheorie relevanten Stichworten (Nationalität, Totalität, Oralität, Realität, Episodizität) die jeweiligen Interaktionen zwischen generischen Debatten, jeweils gegenwärtigen kulturellen Ansprüchen und literarischen Formen. Die ursprünglich fokussierten Autoren wurden in diese Systematik integriert. Das Projekt ist zum Zeitpunkt des Förderungsendes noch nicht abgeschlossen; eine Fertigstellung des Manuskriptes ist aber absehbar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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