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Situationen in Situational Judgment Tests ernst genommen - eine Situations-Konstruktions-Perspektive

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271360450
 
Über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg herrschte Konsens darüber, dass Situational Judgment Tests (SJTs) low-fidelity-Simulationen darstellen, bei denen die Teilnehmenden entscheiden, wie sie in arbeitsbezogenen Situationen reagieren würden oder sollten. Diese Annahme wurde durch mehrere Studien, von denen einige Teil des vorherigen DFG-Projekts waren, grundlegend in Frage gestellt. Konträr zur Sichtweise, dass SJTs Simulationen sind, deuten diese Studien darauf hin, dass SJTs weniger kontextabhängig sind als angenommen.Als Reaktion auf diese Befunde warfen mehrere Wissenschaftler/innen eine wichtige Fragestellung auf, die in dem vorhergehenden DFG-Projekt nicht bearbeitet werden konnte. Diese Kolleginnen und Kollegen argumentieren, dass alleine durch Antwortoptionen die Situationen korrekt rekonstruiert werden könnten, d.h. auch wenn die Situationsbeschreibung fehlte. Im Rahmen dieser Debatte wurde auch deutlich, dass die Wahrnehmung von Situation in SJTs bislang in der Forschung unterrepräsentiert ist.Der vorliegende Förderungsantrag greift diese Überlegungen auf und zielt darauf ab, das Verständnis von SJTs durch eine genauere Betrachtung der auf verschiedenen SJT-Komponenten basierenden Situationswahrnehmung zu erweitern. Zu diesem Zwecke werden verschiedene Theorien der Situationswahrnehmung und -bewertung herangezogen und in einem SJT-spezifischen Rahmenmodell integriert. Im Einzelnen werden fünf aufeinander aufbauende Studien vorgeschlagen. Studie 1 untersucht, ob die Situationswahrnehmung in Form der DIAMONDS Dimensionen die Unterschiede in den SJT-Versionen (z.B. mit oder ohne Situationsbeschreibung) mediiert. Das Ziel von Studie 2 ist ähnlich, betrachtet wird hierbei jedoch die Situationsstärke als Form der Situationsdeutung. Studie 3 untersucht eine weitere Form der Situationswahrnehmung, nämlich die Einschätzung der Testteilnehmenden über das zu identifizierende Kriterium. Dieses Konzept (auch bezeichnet als „ability to identify criteria“, ATIC) hat in der Forschung zu Simulationen in der Personalauswahl zunehmend an Bedeutung gewonnen und soll nun auf SJTs übertragen werden. Die verschiedenen Formen der Situationsdeutung, die in den Studien 1-3 separat betrachtet werden, werden in Studie 4 in einer Studie integriert. Hierbei werden nicht nur die relative Wichtigkeit und der inkrementelle Beitrag der einzelnen Konzepte, sondern das Modell zur Situationsdeutung im Ganzen überprüft. Ein wichtiges Ergebnis des vorhergehenden DFG-Projekts war es, dass eine einzelne Information (eine Schlüsselinformation, die ein Dilemma enthält) ausreicht, um die SJT-Leistung substantiell zu verbessern. Die daraus hervorgehende Frage, ob ein einzelner Schlüsselsatz ausreichend für eine korrekte Situationsdeutung sein könnte, ist durch die Studien 1-4 nicht abgedeckt. Mittels Studie 5 prüfen wir daher, welcher Aspekt der Situationsbeschreibung im Detail für adäquate Situationswahrnehmungen ausreicht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz, Singapur
Mitverantwortlich Professor Dr. Cornelius König
 
 

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