Detailseite
Projekt Druckansicht

Neues britisches Ideendrama: Politik, Ethik und Ästhetik in britischen Dramen seit 2000 zu zentralen nationalpolitischen und globalen Fragen

Antragstellerin Dr. Ellen Redling
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 272348545
 
Dieses interdisziplinär ausgerichtete literatur- und kulturwissenschaftliche Habilitationsprojekt untersucht eine große Anzahl britischer Dramen seit 2000, die den Fokus auf Ideen legen. Diese Ideen beziehen sich auf ein breites Spektrum von gegenwärtigen nationalpolitischen sowie globalen Fragen und Problemen, wie etwa Terrorismus und Kriegseinsätze, die weltweite Finanzkrise, Umwelt, Multikulturalität, Gesundheit, Kunst und Erziehung. Diese äußerst gegenwartsnahen Stücke unterscheiden sich von früheren Ideendramen und auch von den marxistisch ausgerichteten Dramen der 1960er bis 80er Jahren dadurch, dass nicht nur eine bestimmte Sichtweise propagiert, sondern eine Bandbreite von Meinungen und Lösungsmöglichkeiten verhandelt wird. Diese Entwicklung steht in einem engen Zusammenhang mit gegenwärtigen Ideen zur Demokratie, welche in der Nachfolge des Zerfalls der Sowjetunion und vor allem seit der New Labour Regierung weg von der strikten Konfrontation zwischen Marxismus und liberaler Demokratie und hin zu einer größeren Ideenoffenheit führten, die einer modernen multikulturellen Gesellschaft Rechnung zu tragen sucht. Demokratietheorien sind seit den frühen 2000ern auch dadurch wieder aktuell geworden, dass zahlreiche Krisen (Kriegseinsätze im Irak und in Afghanistan, dot.com Krise, Finanzkrise) sowie die Verbreitung der neuen Medien die Bürger zu mehr Mitsprache am politischen Geschehen bewegte. Aus diesem Grund zieht das Projekt gesellschaftspolitische Theorien hinzu, die sich gegen liberale Ansätze wenden, welche bei einer Konfliktlösung nur auf Mehrheitsentscheidungen und freie Marktwirtschaft setzen. Zum einen sind dies neuere partizipatorische und deliberative Philosophien wie diejenigen von Jürgen Habermas, welche die Aushandlung eines Konsenses in politischen Fragen verfolgen. Des Weiteren sind die kommunitarischen Ansätze wie z.B. die Theorien Michael Sandels zentral, welche auch auf Verhandlung abzielen, aber speziell ethische Belange und das Allgemeinwohl in den Vordergrund rücken. Schließlich werden radikal-demokratische Theorien, etwa von Jacques Rancière, verwendet, die ebenfalls den liberalen Staat kritisieren, jedoch eine Konsensdemokratie im Sinne Habermas' oder auch Sandels ablehnen, weil eine Verständigung zwischen unterschiedlichen Ansichten zur Übertünchung elementarer Unterschiede führen kann. Da solche neueren Ideendramen gesellschaftspolitisch relevante Diskussionen nicht einfach abbilden, soll zudem die spezielle Ästhetik solcher Dramen erforscht werden. Ziel dieses Habilitationsprojekts ist es, diachrone sowie synchrone Ansätze zum Ideendrama seit 2000 zu entwickeln, die gewisse Kontinuitäten zum Ideendrama der Antike verdeutlichen, jedoch vor allem zu einem Verständnis der Besonderheiten dieses aktuellen, viel offeneren Dramengenres beitragen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung