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Zur Bedeutung und Funktion der Brunnen in der befestigten Siedlung von Kamennyj Ambar, bronzezeitliche Sintasta Kultur im Trans-Ural, Russische Föderation
Antragsteller
Professor Dr. Rüdiger Krause
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273430780
Am Nordrand der Eurasischen Steppe ist am Übergang von der Waldsteppe zur Steppe im Trans Ural am Übergang vom 3. zum 2. Jahrtausend v. Chr. erstmals eine sesshafte Lebensweise in befestigten und systematisch strukturierten Siedlungen anzutreffen. Bislang sind 21 dieser Siedlungen bekannt, sie bestanden nach russischer Terminologie während der mittleren Bronzezeit (nach C14-Daten ca. 2100 - 1800 v. Chr.) und werden mit der Sintasta-Petrovka-Kultur in Verbindung gebracht. Bei den verschiedenen Ausgrabungen, zuletzt im Rahmen des deutsch-russischen Kooperationsprojekts 2008-2014, wurden in der Siedlung von Kamennyj Ambar 24 Brunnen aufgedeckt. Die zahlreichen Brunnen stellen eine Besonderheit in den befestigten Siedlungen dar. Durch ihre regelhafte Verteilung, dienen sie als untrüglicher Hinweis für die Größe, Lage und Position der einzelnen Häuser im Siedlungssystem. Die geomagnetischen Prospektionen und die Ausgrabungen in der Siedlung von Kamennyj Ambar ermöglichten detaillierte Einblicke in die Siedlungsstrukturen. Die Brunnen liegen im hinteren Teil der Häuser und hatten eine Tiefe von bis zu vier Metern, wo sie immer das Grundwasser der Talaue erreichten. Von den 24 Brunnen konnten 18 ausgegraben und zuvor Bohrkerne entnommen und nach Frankfurt transportiert werden. Den Brunnen und ihren Verfüllungen mit Feuchtbodenerhaltung und archäobotanischen Großresten kommt eine Schlüsselrolle in der Rekonstruktion der Baugeschichte der Häuser und in der Frage der wirtschaftlichen Tätigkeiten innerhalb der Siedlung zu. Sie ermöglichen auch wichtige Hinweise für die Rekonstruktion der Häuser wie z.B., dass ein Teil der Hausflächen nicht überdacht waren und als Hof dienten. Die archäobotanischen Reste und die Verfüllungen der Brunnenschächte, die in den Bohrkernen für weitere Untersuchungen vorliegen, erlauben wichtige Hinweise auf die Baugeschichte und damit für die Hausbauten selbst. Damit bilden die geborgenen 18 Bohrkerne und 140 Proben mit Feuchtsedimenten ein unschätzbares Archiv, das durch den vorliegenden Projektantrag erschlossen werden soll. Die zahlreichen Brunnen werfen Fragen nach ihrer Funktion auf. Warum wurden sie überhaupt gegraben, wo doch die Siedlungen meist auf Niederterrassen unmittelbar an den Flussläufen errichtet wurden. War es der Anspruch der Bewohner stets Zugriff auf frisches Wasser zu haben? War das Wasser aus den Brunnen von besserer Qualität als aus dem Fluss? Einen anderen Aspekt betrifft die Frage der Versorgung der Tiere mit Wasser im Winter, wenn die Wasserläufe tief gefroren sind und die Wasserversorgung durch die geschützte Lage der Brunnen in den Häusern oder im Hof besser gewährleistet wäre. Damit wäre durchaus eine stabile Lebens- und Ernährungsgrundlage für Mensch- und Tier gegeben und die befestigten Siedlungen können auch anhand der anderen Kriterien als ökonomisch unabhängige Einheiten betrachtet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Russische Föderation
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Ludmila Korjakova