Die Bedeutung eines Kompetenz-Feedbacks für den Therapieerfolg: eine randomisierte kontrollierte Studie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Psychotherapeutischen Kompetenzen wird eine wichtige Bedeutung für den Erfolg einer Behandlung beigemessen. Empirische Arbeiten, die den Zusammenhang zwischen psychotherapeutischen Kompetenzen und Behandlungserfolg untersuchten, basieren jedoch ausschließlich auf korrelativen Analysen und sind somit ungeeignet, kausale Zusammenhänge zu überprüfen. Studien, mit denen überprüft werden kann, ob psychotherapeutische Kompetenzen auch ursächlich zu einem besseren Behandlungsergebnis führen, sind jedoch wichtig, um die Bedeutung von Behandlungskompetenzen für den therapeutischen Prozess und die Ausbildung von Therapeuten beurteilen zu können. In vorangegangenen Studien erwies sich ein Feedback zu den Kompetenzen eines Therapeuten als geeignete Maßnahme, um diese zu erhöhen. Im durchgeführten Forschungsprojekt wurde dieses Kompetenz-Feedback genutzt, um die Bedeutung von therapeutischen Kompetenzen auf den Behandlungserfolg bei Depression zu untersuchen. In einem randomisierten kontrollierten Design wurden n = 114 Behandlungen unter einer Feedback-Bedingung oder einer Kontrollbedingung durchgeführt. Die Behandlungen wurden von insgesamt 67 Psychotherapeuten in Ausbildung durchgeführt. In der Feedback-Bedingung erhielten die behandelnden Therapeuten innerhalb von 20 Behandlungssitzungen fünfmal ein Kompetenz-Feedback. Das Kompetenz-Feedback bestand aus einer ausführlichen schriftlichen Rückmeldung zu 14 verschiedenen Aspekten des Therapeutenverhaltens. In der Kontroll-Bedingung wurden Patienten ohne Kompetenz-Feedback behandelt (treatment as usual, TAU). Die Daten wurden mittels Multilevel- Modellen analysiert. In der Kompetenz-Feedback-Bedingung zeigte sich im Vergleich zur TAU-Bedingung, dass die Patienten von den Therapeuten kompetenter behandelt wurden. Die Einschätzungen beruhten auf Beurteilungen von approbierten Therapeuten, die Videoaufnahmen der Behandlungen erhielten, ohne zu wissen, um welche Behandlungsbedingung es sich handelt. In beiden Behandlungsbedingungen zeigte sich eine signifikante Reduktion der depressiven Symptomatik. Zwischen den Behandlungsbedingungen zeigte sich kein differenzieller Unterschied hinsichtlich der Abnahme depressiver Symptome. Das Kompetenz-Feedback hatte zudem eine Auswirkung auf die Güte der therapeutischen Beziehung. In der Kompetenz-Feedback-Bedingung zeigte sich in der Anfangsphase (aus der Perspektive der Patienten) und dem späteren Verlauf (aus der Perspektive der Therapeuten) der Behandlung eine bessere therapeutische Beziehung als in der TAU-Bedingung. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass ein Kompetenz-Feedback geeignet ist, um die Behandlungsqualität in der Psychotherapie zu verbessern. Somit hat die Studie wichtige Implikationen für die Aus- und Weiterbildung von Psychotherapeuten. Der ausbleibende Effekt der Kompetenzsteigerung auf das Behandlungsergebnis, wirft Fragen hinsichtlich der Bedeutung des Therapeutenverhaltens auf und gibt Anlass zur Erweiterung des methodischen Vorgehens in der Prozess-Outcome-Forschung.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2017). Competence feedback improves CBT competence in trainee therapists: A randomized controlled pilot study. Psychotherapy Research, 27, 501-509
Weck, F., Kaufmann, Y. & Höfling, V.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1080/10503307.2015.1132857) - (2017). Topics and Techniques in Clinical Supervision in Psychotherapy Training. The Cognitive Behaviour Therapist, 10, e3
Weck, F., Kaufmann, Y. & Witthöft, M.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1017/S1754470X17000046) - (2017). Wie lässt sich die psychotherapeutische Ausbildung optimieren? Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 46, 71-72
Weck, F.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000419) - (2017). Wie wirkt sich mehrmaliges Kompetenz-Feedback auf psychotherapeutische Behandlungen aus? Eine qualitative Analyse. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 46, 96-106
Kaufmann, Y. M., Maiwald, L., Schindler, S. & Weck, F.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000412) - (2019). Assessing therapist development: reliability and validity of the Supervisee Levels Questionnaire (SLQ-R). Journal of Clinical Psychology, 75, 1658-1672
Junga, Y. M., Witthöft, M. & Weck, F.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1002/jclp.22794) - (2020). Erfolgreiche Supervision in der Psychotherapieausbildung - Eine explorativ-qualitative Untersuchung der Supervisor_innen- und Supervisand_innenperspektive. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 48, 228-236
Maiwald, L. M., Kühne, F., Junga, Y. M., Rudolph, D., Witthöft, M., Lüthke, L., Heid, E. & Weck, F.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1026/1616-3443/a000563)