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Der Niederschlag religiöser Traditionen und Wohlfahrtsstaatsregime in den Weltsichten von Arbeitslosen in Großbritannien, Schweden und Irland. Rekonstruktive Analysen biographischer Aufschichtung und kollektiver Orientierungen

Antragstellerin Dr. Kornelia Sammet
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275303140
 
Das Projekt untersucht religiöse und nicht-religiöse Weltsichten von Personen, die ihren Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft sichern können und von Unterstützungsleistungen abhängig sind, in einer international vergleichenden Perspektive. Die ausgewählte Personengruppe verfügt über geringe materielle Ressourcen und ist in besonderem Maße den Unsicherheiten des Lebens ausgeliefert; damit verbunden sind eingeschränkte Partizipations- und Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Gefahr sozialer Exklusion und Stigmatisierung. Zugleich sind diese Personen auf gesellschaftliche Solidarität angewiesen. In traditionalen Gesellschaften lag die Armenfürsorge in der Verantwortung religiöser Institutionen, mit zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung übernahm diese Funktion der Wohlfahrtsstaat, allerdings in jeweils spezifischer Form und in unterschiedlichem Ausmaß. Dabei spielten konfessionelle Traditionen und die in ihnen entwickelten Soziallehren eine wesentliche Rolle. Während sowohl katholisch als auch calvinistisch bzw. durch freikirchliche Gruppen geprägte Länder nur einen fragmentierten Wohlfahrtsstaat ausbildeten, da die Armenunterstützung privaten Spendern und kirchlichen bzw. religiösen Organisationen zugewiesen wird, findet sich in von lutherischen Staatskirchen geprägten Ländern (v.a. Skandinavien) ein großzügiger und universeller Sozialstaat; Ansprüche auf Leistungen begründen sich durch die Staatsbürgerschaft. Für die katholische Soziallehre ist dagegen der Subsidiaritätsgedanke leitend, wonach zunächst die Familie für die Unterstützung von Bedürftigen zuständig ist.Im beantragten Projekt wird der Frage nachgegangen, ob und in welcher Weise diese religiösen Wurzeln sich in Weltsichten von Arbeitslosen in ausgewählten Ländern niederschlagen. Es werden Deutungen der Welt und der eigenen sozialen Lage rekonstruiert: Wie wird der Leistungsbezug in der subjektiven Sicht der Betroffenen legitimiert und mit welchen Verpflichtungen wird er verbunden? Bei den Analysen wird auf das Weltsichten-Konzept als heuristisches Modell zurückgegriffen, mit dem religiöse und nicht-religiöse, säkularisierte Weltsichten und Kontingenzthematisierungen unterschieden werden können. Empirisch wird eine qualitativ-rekonstruktive Vorgehensweise genutzt: zum einen biographisch-narrative Interviews zur Rekonstruktion der lebensgeschichtlichen Erfahrungsaufschichtung, die zu Weltsichten verdichtet wird, zum anderen Gruppendiskussionen, mit denen kollektive Orientierungsmuster erfasst werden.Geplant sind vergleichende Untersuchungen in drei Ländern: 1. in Schweden als einem Land mit einem sozialdemokratischen Wohlfahrtstaatsregime und der Tradition einer lutherischen Staatskirche, 2. in Großbritannien mit einem liberalen Wohlfahrtsstaat, einer anglikanischen Staatskirche, einer großen religiösen Pluralität und einer bedeutsamen puritanischen Tradition sowie 3. im katholischen Irland mit einem spät entwickeltem Wohlfahrtsstaat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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