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Warum Länder sich versichern und Risiko teilen: Die Rolle von historischen Erfahrungen und Erwartungen

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275346074
 
Dieser Antrag baut auf den Ergebnissen der ersten Projektphase auf, aber konzentriert sich nunmehr auf Erfahrungen und Erwartungsbildung auf der Staatenebene. Wir tragen zum Forschungsziel des SPP bei, indem wir untersuchen, wie historische Erfahrungen („Desaster Schocks“) die Risikoeinschätzung von Regierungen beeinflussen und damit ihre Bereitschaft, sich gegen zukünftige Krisen und Schocks zu versichern. Unsere zentrale Hypothese ist, dass Regierungen eher bereit sind sich vorsorglich abzusichern, wenn das Land eine schwere Krise hinter sich hat. Eine Versicherung auf Länderebene kann dabei entweder als Selbstversicherung (z.B. über Währungsreserven) oder durch internationale, finanzielle Kooperation erfolgen (z.B. über den IWF).Um diese Hypothese zu untersuchen, erstellen wir zunächst zwei umfassende Datensätze, die Desaster-Erfahrungen und das Versicherungs- und Kooperationsverhalten von Staaten weltweit und über 200 Jahre quantifizieren. In Papier 1 messen wir Desaster-Erfahrungen von Ländern auf eine neue, umfängliche Art, nämlich als die Summe von (i) Finanzkrisen, (ii) Kriegen und Konflikten, sowie (iii) Natur- und Hungerkatastrophen und schweren Pandemien. In Papier 2 erstellen wir dann eine Datenbank, die das „Globale Finanzielle Sicherheitsnetz“ über die letzten 200 Jahre hinweg erfasst und quantifiziert. Hierfür sammeln wir Daten zu den institutionellen Details und Kreditflüssen aller internationaler, öffentlicher Finanzinstitutionen, sowie zu Kreditnetzwerken zwischen Zentralbanken und Regierungen verschiedener Länder.Im zweiten Teil des Projekts nutzen wir diese Daten um die Determinanten der internationalen finanziellen Kooperation und der Versicherungsstrategie von Staaten zu untersuchen. Papier 3 nimmt dabei eine „ex-ante“ Perspektive ein und fragt: Beeinflussen schwere Desaster die Bereitschaft von Staaten, sich stärker selber oder in Kooperation mit anderen Staaten abzusichern? Zur Beantwortung dieser Frage erstellen wir einen „Index of Official Risk-Sharing“ (ORS), der den Kreditzugang eines Landes bei allen bilateralen, regionalen und globalen Finanzinstitutionen misst, also den potentiellen Betrag an Finanzhilfen, den ein Land im Krisenfall in Anspruch nehmen könnte. Dieser Index ist die zentrale abhänge Variable, die wir versuchen mit Krisenerfahrungen zu erklären. Papier 4 nimmt dann eine „ex-post“ Perspektive ein und fragt: Wenn es zu einer Krise kommt, welche Länder helfen sich gegenseitig und warum? Wir konzentrieren uns dabei auf bilaterale Hilfskredite während Krisen und Katastrophen und testen anhand eines Gravitationsmodells, ob die Erwartungen zur Höhe wirtschaftlicher Ansteckungseffekte die Bereitschaft von Staaten beeinflusst bilaterale Rettungskredite zu gewähren. Zusammenfassend hat das Projekt das Ziel, die erste langfristige, quantitative Analyse zur Geschichte und den Charakteristika der internationalen Finanzkooperation zu liefern (mit einem Fokus auf die Rolle von Erfahrungen und Erwartungen).
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartnerin Professorin Carmen Reinhart, Ph.D.
 
 

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