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Geoarchäologische Untersuchungen zu Häfen des 12. und 13. Jahrhunderts entlang der Hever (Nordfriesland) ausgehend vom Handelsplatz Rungholt - RUNGHOLT -

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Hanna Hadler; Professor Dr. Wilfried Hoppe, seit 11/2015; Professor Dr. Andreas Vött
Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275401547
 
Die Küste Nordfrieslands, die im Hoch- und Spätmittelalter sowohl Landgewinnungsmaßnahmen als auch mehreren katastrophalen Sturmfluten mit großen Landverlusten unterlag, stellt einen hochdynamischen Natur- und Kulturraum dar (seit 2009 UNESCO-Weltnaturerbe). Speziell für das 12. und 13. Jh., in denen die Küste weit westlich der heutigen lag, gibt es jedoch kaum Kenntnis über die paläogeographischen Verhältnisse einerseits und die konkrete Verortung und Struktur von Hafenanlagen andererseits. Zwar existieren historische, kartographische und archäologische Hinweise auf Handelsplätze. Infolge der sturmflutbedingten Landverluste, insbesondere durch die 1. Grote Mandränke 1362, und der schwierigen Zugänglichkeit im Watt fehlen jedoch bis heute detaillierte geoarchäologische Daten zur Lage und Einbindung dieser Häfen in die Paläoumwelt.Im Zentrum des RUNGHOLT-Projekts stehen daher die Lokalisierung, Rekonstruktion und kulturlandschaftsräumliche Einordnung von Hafenplätzen des 12. und 13. Jh. entlang des als Verkehrs- und Entwicklungsachse zu betrachtenden Hever-Stroms bei Husum im heutigen Watt. Es sind drei Untersuchungsgebiete vorgesehen: Während die hochmittelalterlichen Marschflächen Rungholts (Hallig Südfall) und der Trendermarsch (Nordstrand) aufgrund sturmbedingter Meereseinbrüche im heutigen Watt liegen, ist die Marsch um die Mildeburg (Rantrum) seit dem Hochmittelalter kaum Veränderungen unterworfen. Damit können Paläoumweltveränderungen einerseits, beispielsweise durch Meeresspiegelschwankungen und Sturmfluten, sowie komplexe Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen andererseits in ihren Auswirkungen auf die raum-zeitliche Struktur von Siedlungs- und Hafenplätzen im Kontext früher Landgewinnungsmaßnahmen entlang eines gezeitenabhängigen West-Ost-Profils exemplarisch aufgezeigt werden. Im Rahmen des RUNGHOLT-Projekts ist erstmalig die systematische Durchführung geoarchäologischer Studien im Watt mittels Rammkernsondierungen, bohrlochgeophysikalischen Messungen sowie geophysikalischen Prospektionen vorgesehen. Ein methodischer Schwerpunkt liegt auf der Durchführung von Multi-Proxy-Analysen von Sedimenten zum Beispiel mittels Magnetosuszeptibilitätsmessungen, geochemischen Bestimmungen von (Erd-)Alkali- und Schwermetallgehalten, isotopengeochemischen Analysen sowie Mikrofossilanalysen. Geochronostratigraphische Aussagen basieren auf dendrochronologischen Studien, Radiokohlenstoff-Datierungen und relativer Altersbestimmung mittels Aminosäurerazemisierung. Das RUNGHOLT-Projekt gründet auf einer interdisziplinären Kooperation der Universitäten Mainz und Kiel unter Einbindung des Geophysikalischen Zentralprojekts im SPP 1630. Die Antragsteller verfügen über langjährige Erfahrung hinsichtlich historisch-geographischer und geoarchäologischer Küsten- und Hafenforschung. Das RUNGHOLT-Projekt ist mit dem Nordseeprojekt der Antragsteller Jöns und Segschneider zu Gewerbewurten und Geestrandhäfen mit dem Ziel größtmöglicher Synergieeffekte abgestimmt.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Jürgen Newig, bis 11/2015 (†)
 
 

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