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Iberien in der Spätantike - ein Kleinstaat im Spannungsfeld zweier Imperien

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275870375
 
Während aktuelle Forschungsarbeiten zur Spätantike die Beziehungen zwischen dem Römischen Reich und dem Perserreich sowie die Kontakt- und Konfliktzonen beider Imperien in Armenien, Mesopotamien und in den arabischen Steppenzonen intensiv in den Blick nehmen, steht der transkaukasische Raum zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer noch weitgehend im Schatten der Forschung. Diese Region war jedoch sowohl für den spätantiken römischen Kaiser als auch für die Sasaniden ein wesentlicher Bezugspunkt in ihrer jeweiligen geostrategischen Ausrichtung gegenüber dem anderen Großreich: Als nördlicher Abschluß der Konfliktzone zwischen den Imperien besaß der Raum zum einen eine große Bedeutung in den politischen und militärischen Auseinandersetzungen, ihm kam zum anderen aber auch eine Schlüsselstellung bei der Sicherung der Grenzen beider Reiche gegenüber den nördlich des Kaukasus siedelnden Steppenvölkern (Hunnen, Alanen und Chasaren) zu. Um die Bedeutung der transkaukasischen Region für die beiden spätantiken Großreiche und die Rückwirkungen dieser Lage auf die lokale Entwicklung zu untersuchen, soll die geplante Studie exemplarisch das vergleichsweise gut dokumentierte Königreich Iberien in den Blick nehmen, das jeweils in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem der beiden Großreiche stand. Iberiens politische und kulturelle Entwicklung in der Spätantike, die in der bisherigen Forschung nur knapp bzw. unter weitgehend unkritischer Auswertung des Quellenmaterials aus westlichen und orientalischen Traditionen betrachtet wurde, soll dabei umfassend analysiert werden. Die Geschichte Iberiens wird unter einer imperialen Perspektive zum einen als ein Fallbeispiel für die Stellung und Positionierung eines abhängigen Kleinstaates an den Grenzen des römischen bzw. persischen Reiches eingehend untersucht. Zum anderen werden unter einer lokalen Perspektive die Konsequenzen dieser geopolitischen Lage für die Entwicklung der staatlichen und sozialen Strukturen Iberiens, die Handlungsspielräume der iberischen Monarchen und die Festigung des lokalen Königtums gegenüber den Großreichen und dem iberischen Adel sowie die religiösen und kulturellen Beeinflussungen der Region durch die Imperien herausgearbeitet. Dabei wird auch die Bedeutung des Christentums bei der Formierung einer lokalen Identität betrachtet. Schließlich wird unter einer dritten Perspektive die Bedeutung des Königreichs an der Kontaktzone zwischen den Steppennomaden und den Großreichen analysiert. In der Untersuchung sollen die unterschiedlichen Quellengattungen kritisch ausgewertet und in ihrer je eigenen Problematik betrachtet werden, um so zu einer neuen Gesamtwertung der Entwicklung Iberiens zwischen dem 3. und dem 7. Jahrhundert zu kommen und einen wichtigen Beitrag für die Rekonstruktion seiner Geschichte an der Schnittstelle zwischen Antike und Mittelalter zu leisten. Die Studie wird zugleich zum besseren Verständnis der Rolle abhängiger Staaten zwischen Rom und Persien in der Spätantike beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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