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Doliche - Stadtentwicklung und kulturelles Milieu im antiken Nordsyrien

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275945555
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ergebnisse der vor Ort im antiken Stadtgebiet von Doliche zwischen 2015 und 2022 durchgeführten Arbeiten haben das Potential des Ortes eindrucksvoll aufgezeigt. Zum einen konnte im Zentrum der römischen Stadt ein kaiserzeitliches öffentliches Bad untersucht werden, was angesichts der geringen Zahl erforschter Badeanlagen in Syrien von erheblicher Relevanz ist, ferner ein administrativer Bau, welcher das Stadtarchiv beherbergte, zum anderen die Entwicklung des spätantiken Zentrums, das sich nach der Zerstörung Doliches 253 n. Chr. im 4. Jh. neu entwickelte. Dabei erwies sich vor allem die Entdeckung einer frühchristlichen Basilika als bedeutsam. Zwar sind aus Syrien zahlreiche Kirchen frühbyzantinischer Zeit erhalten, doch fehlen publizierte Grabungen, deren Ergebnisse Hinweise auf die Entwicklung und Nutzung der Bauten geben. Bei der Dolichener Basilika handelt es sich zudem um eine für die Region sehr frühe und große Anlage, die sich durch architektonische Besonderheiten auszeichnet. Der Fund eines monumentalen apsidialen Tempels im kaiserzeitlichen Stadtzentrum unterstreicht – wie auch die Hangkirche von Doliche –, dass neue archäologische Entdeckungen zu grundlegenden Perspektivwechseln führen können. Doliche ist dabei stellvertretend zu sehen für die vielen anderen, oft bedeutenderen Städte Nordsyriens, über deren Gestalt und Entwicklung aber keine Informationen vorliegen. Zu betonen ist zudem, dass die Forschungen vor allem zu Keramik, Glas und Metallfunden aus den Grabungen wichtige Beiträge zu einem besseren Verständnis ökonomischer und chronologischer Aspekte materieller Kultur geliefert haben. Das Projekt konnte über die Erschließung bedeutender Einzelbauten und wichtiger Fundgattungen hinaus aber nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der Geschichte, Topographie und materiellen Kultur Doliches leisten, sondern ermögliche es auch, auf archäologisch fundierter Grundlage Fragen zur Gestaltung und Nutzung öffentlichen und sakralen Raums in Nordsyrien zwischen römischer Kaiserzeit und Spätantike neu zu diskutieren und den Befunden aus den Nachbarregionen gegenüberzustellen. Insgesamt eröffnen die bisherigen Ergebnisse damit weitgehende Perspektiven für die Erforschung des städtischen Leben Nordsyriens. Hier zeigt sich zudem besonders augenfällig die grundsätzliche Bedeutung der Arbeiten in Doliche. Trotz der zentralen Rolle, welche die Städte Nordsyriens ausweislich der Schriftquellen spielten, führt die fehlende archäologische Überlieferung dazu, dass sie in Diskussionen um die materielle Kultur der östlichen Mittelmeerwelt in hellenistischer und römischer Zeit stark unterrepräsentiert sind. Obwohl davon auszugehen ist, dass die städtischen Zentren Nordsyriens maßgebliche Impulse für die urbanistische Entwicklung des römischen Nahen Ostens gaben, spielen sie in der Archäologie dieser Region keine Rolle. Die erzielten Ergebnisse machen Doliche damit zu einem zentralen Referenzpunkt für unser Verständnis von Urbanisierung und Urbanität des antiken Nahen Ostens.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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