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Korrespondenz und Nachleben. Das Briefarchiv Ernst Jüngers

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276099345
 
Ernst Jünger hat ein umfangreiches, systematisch angelegtes Briefarchiv mit 130.000 Schriftstücken hinterlassen: ca. 90.000 Briefe an den Autor von etwa 5000 Verfassern und ca. 40.000 Briefe von ihm in Ab- oder Durchschriften. Das Briefarchiv ist Teil von Jüngers Nachlass im Deutschen Literaturarchiv, wo die Korrespondenzen mit Absender, Adressat, Datum und Umfangsangaben in einer Datenbank erfasst wurden. Sie sind online recherchierbar und vor Ort für die Benutzung zugänglich. Hinzu kommen ca. 13.000 Briefe von Jünger in anderen Autorennachlässen des DLA. Durch zahlreiche Erwähnungen und Zitierungen einzelner Korrespondenzen in den Tagebüchern und autobiographischen Schriften Jüngers wurde das Briefarchiv - quasi als dokumentarischer Unterbau - Bestandteil des Werkes. Da Jünger im 20. Jahrhundert als politischer Akteur, literarischer Zeuge und Ansprechpartner für unterschiedliche Personen eine maßgebliche Rolle spielte, hat der briefliche Nachlass einen hohen Quellenwert für die Literatur- und Zeitgeschichte. Ich möchte in Fortsetzung meiner Arbeiten der letzten Jahre die postalischen Aktivitäten Jüngers, die Verwendung von Briefen in den Schriften und die Konzeption des Briefarchivs in einer Monographie darlegen und ausgewählte Korrespondenzen edieren, um den Quellenwert zu verdeutlichen. Die bisher edierten, in der Forschungsliteratur viel zitierten Korrespondenzen umfassen ca. 5% des Bestands. Weitere Veröffentlichungen und eine (vermutlich Jahrzehnte dauernde) Erstellung von Regesten würden die briefliche Kommunikation Jüngers und die Konzeption seines Briefarchivs aber nicht ausreichend erklären. Notwendig sind weitreichende werk- und archivbezogene Untersuchungen, die von der Forschung, wie im einzelnen erläutert, bisher kaum geleistet worden sind. Zu zeigen ist, dass Jüngers postalische Aktivitäten dem Aufbau von Netzwerken und der Verbreitung seiner Schriften dienen sollten, während das Briefarchiv als Grundlage für seine Präsenz in der Nachwelt gedacht war. Jünger wird damit zum Repräsentanten einer neuen Form von Autorschaft, die sich nach Vorläufern im 18. und 19. Jahrhundert - möglicherweise als Reaktion auf die Einrichtung von Literaturarchiven - in der Moderne etablierte: der Archivautor. Das Schreiben und Sammeln von Texten für die postume Rezeption soll als Phänomen der modernen Literatur an Jüngers Briefarchiv paradigmatisch verdeutlicht werden. Schwerpunkte der Monographie sind der briefliche und dokumentarische Charakter zentraler Werke Jüngers von den Stahlgewittern bis zu Siebzig verweht, die kommunikativen Zwecke der postalischen Aktivitäten und die Erläuterung ausgewählter Korrespondenzen zur Veranschaulichung des Briefarchivs und seines Quellenwerts.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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