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Behandlung auditorischer Halluzinationen bei Schizophrenie mit bilateraler Theta Burst Stimulation - Fortsetzungsantrag

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendpsychiatrie
Biologische Psychiatrie
Förderung Förderung von 2015 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276796255
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, leiden nicht selten unter dem Phänomen des Stimmenhörens (auditorische Halluzinationen), was für die Betroffenen oft sehr belastend ist, da es die Teilnahme am sozialen Leben erheblich einschränkt und häufig die Ursache dafür ist, dass Betroffene Gewalt ausüben oder gar Suizid begehen. Die gängige Behandlung ist die Gabe antipsychotischer Medikamente, jedoch bleiben bei 20% bis 30% der Betroffenen die Stimmen bestehen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Medikamente mit zum Teil starken Nebenwirkungen verbunden sind. Aus diesem Grund ist die Entwicklung von alternativen, gut verträglichen Behandlungsformen notwendig. Ein vielversprechender Kandidat dafür ist die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bei der von außen durch den Schädel (= transkraniell) die Nervenzellen des Gehirns durch Magnetimpulse stimuliert werden. Dabei kann die Aktivität stimulierter Nervenzellen entweder anhaltend angeregt oder reduziert werden. Studien, die die TMS zur Behandlung von auditorischen Halluzinationen untersuchten, erbrachten zunächst positive, dann aber auch widersprüchliche Ergebnisse, was u.a. an der geringen Vergleichbarkeit der Studien liegt, da sich die Anzahl der Behandlungen, die Stimulationsparameter oder die Dauer der Behandlungszeiträume unterschieden. Trotz allem kamen Meta-Analysen zum Schluss einer möglichen Wirksamkeit der TMS. Der abschließende Wirksamkeitsnachweis, der im Rahmen von konfirmatorischen Studien erbracht wird, fehlte jedoch. Unser Ziel war es, diese Lücke durch eine randomisierte, plazebo-kontrollierte klinische Studie zu schießen. Die Studie wurde unter der Gesamtleitung von Herrn Prof. Plewnia, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Tübingen durchgeführt und durch sechs weitere Universitätskliniken (LMU München, BKH Augsburg, LVR Düsseldorf, Ulm, Heidelberg und Rostock) unterstützt. Insgesamt nahmen 138 Patient:innen an der Studie teil. Innerhalb der dreiwöchigen Behandlungsphase erhielten die Studienteilnehmer:innen 15 TMS-Behandlungen in Form der kontinuierlichen Theta Burst Stimulation (cTBS) welche eine neue, zeitsparende Variante der TMS darstellt. In jeder TMS-Sitzung wurden beide Gehirnhälften jeweils in dem Bereich stimuliert, in dem der Schläfen- und Scheitellappen (temporoparietalen Kortex) aneinandergrenzen. Um die Wirksamkeit des Verfahrens objektiv beurteilen zu können, bekam jedoch nur die Hälfte aller Teilnehmer:innen die aktive cTBS. Die andere Hälfte erhielt eine Scheinstimulation, bei der alle Abläufe identisch zur aktiven cTBS waren, jedoch ermöglichte die technische Ausstattung, dass die Patient:innen keine Magnetimpulse erhielten obwohl sie das für die cTBS typische Geräusch hören konnten. Wer von den Patient:innen die aktive cTBS oder die Scheinbehandlung erhielt, wurde durch das Zufallsprinzip (Randomisierung) bestimmt. Im Mittelpunkt stand die Veränderung der auditorischen Halluzinationen (Messung anhand einer üblichen psychiatrischen Skala) zwischen Behandlungsbeginn und Ende der Therapie in den beiden Gruppen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Behandlungseffekte in der Gruppe, die die aktive cTBS erhielten signifikant größer waren als in der Vergleichsgruppe und dass die Nebenwirkungen sehr gering waren. Somit stellt die cTBS eine sichere und wirksame Behandlungsoption für Patient:innen mit behandlungsresistenten auditorischen Halluzinationen dar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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