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Projekt C2: Raum und Handlung: die verschiedenen Bedeutungen und Verwendungen des Konzepts der "aktiven Wahrnehmung"
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Schenk
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263727500
Neglect ist eine rätselhafte neuropsychologische Störung: sie ist schwer zu verstehen und schwer zu behandeln. In diesem Projekt wollen wir den active-perception-Ansatz einsetzen, um unser Verständnis von Neglect zu erweitern und die Behandlung dieser Störung zu verbessern. Neglect-Patienten ignorieren typischerweise Informationen auf ihrer linken Seite. Wenn sie beispielsweise das Bild eines Hauses abzeichnen, kopieren sie getreu die Details auf der rechten und ignorieren jene der linken Seite. Es ist schwer verständlich, warum die Patienten nicht bemerken, dass ihre Zeichnungen und Wahrnehmungen unvollständig sind. Predictive Coding kann nach unserer Auffassung nicht nur diesen verwirrenden Umstand erklären, sondern liefert auch eine Erklärung für die Tatsache, dass die prismatische Therapie nur manche Neglect-Symptome verbessert. Um den nur selektiven Erfolg der prismatischen Therapie zu erklären greifen wir auf eine Annahme des predictive-coding Modells zurück: Wahrnehmung beinhaltet die Unterdrückung inkompatibler sensorischer Informationen. Wir wollen das Paradigma der binokulären Rivalität verwenden, um Zeichen sensorischer Unterdrückung zu entdecken und hierdurch die Vorhersagen der predictive-coding Erklärung von Neglect zu prüfen. In der zweiten Hälfte unseres Projekts wenden wir uns der Behandlung von Neglect zu. Hierzu wollen wir uns eines interessanten Befundes aus der active-perception Forschung bedienen. Werden Probanden daran gehindert, Augenbewegungen in eine Richtung auszuführen, so versagt auch die Orientierung der Aufmerksamkeit in diese Richtung. Im Fall von Neglect ist die Aufmerksamkeit auf die rechte Seite fixiert, die linke Seite wird folglich vernachlässigt. Verhindern wir nun Augenbewegungen nach rechts, so wird dieses Ungleichgewicht ausgeglichen und die Neglect-Symptomatik vermindert. Diesen Ansatz wollen wir zunächst an gesunden Probanden entwickeln, dann auf Neglect-Patienten übertragen und mit einem herkömmlichen Behandlungsverfahren vergleichen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 2293:
Active Perception