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Von assoziativem zu kontrolliertem Lernen nicht-adjazenter Abhängigkeiten - Hirnfunktion und -struktur

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258522519
 
Kleinkinder scheinen mit einer besonderen Lernfähigkeit für Sprachen ausgestattet zu sein, die es ihnen ermöglicht, Sprache innerhalb weniger Jahre zu erwerben. Mit Hilfe ereigniskorrelierter Potentiale (EKPs) zeigten Friederici, Müller & Oberecker (2011, PloS ONE), dass 4 Monate alte deutsche Säuglinge nach nur kurzer Darbietungszeit zwischen korrekten (d.h., gelernten) und inkorrekten nicht-adjazenten Abhängigkeiten (NAD) in einer fremden Sprache unterscheiden konnten. Erwachsene hingegen lernten die Strukturen bei passiver Vorgabe nicht, sondern nur mit einer expliziten Aufgabe. Dies deutet auf eine entwicklungsbedingte Veränderung von einem mühelosen, assoziativen Lernen von NADs bei Säuglingen zu einem eher kontrollierten Lernen bei Erwachsenen hin. Dabei könnten präfrontale Gehirnareale eine Rolle spielen, die bei Erwachsenen das Lernen über top-down-Mechanismen kontrollieren und assoziatives, bottom-up-Lernen hemmen. Unsere EKP- und fNIRS-Ergebnisse aus der ersten Förderperiode von CROSSING weisen darauf hin, dass 24-monatige Kinder NADs in linguistischem Material (gesprochene Sätze einer Fremdsprache) lernen, nicht jedoch NADs in nicht-linguistischen Tonsequenzen. 36 Monate alte Kinder hingegen scheinen in keiner der beiden Domänen passiv zu lernen. Dies legt domänenspezifische Veränderungen der assoziativen Lernmechanismen für NADs nahe, die im Alter von 24 bis 36 Monaten vonstattengehen. Im Rahmen des hier vorgelegten Projektantrags sollen folgende Fragen beantwortet werden: (1) Welches sind die wesentlichen Eigenschaften des linguistischen Signals, die das passive Lernen bei 24-monatigen Kindern ermöglichen? (2) Welche Lernbedingungen müssen erfüllt sein, um kontrollierte Lernprozesse jenseits des dritten Lebensjahrs auszulösen? (3) Inwieweit sind die Veränderungen der Lernmechanismen durch die Reifungsprozesse der kortikalen und subkortikalen Areale oder deren Verbindung untereinander bedingt? Welche strukturellen und funktionalen Netzwerke des Gehirns gehen mit dem Erlernen von NADs im Alter von 3-6 Jahren einher? (4) Des Weiteren soll der Zusammenhang zwischen der generellen kognitiven Entwicklung und dem NAD-Lernen näher charakterisiert werden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Ehemalige Antragstellerin Professorin Dr. Jutta Mueller, bis 9/2020
 
 

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