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JAGICOM: Juden und Deutsche im polnischen kollektiven Gedächtnis. Zwei Fallstudien zu Erinnerungsprozessen in lokalen Gemeinschaften nach dem Zweiten Weltkrieg

Antragstellerin Dr. Katrin Steffen
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277229846
 
Dieses Projekt untersucht, wie die Erinnerung an Juden und Deutsche in den beiden Kleinstädten Dzierzonow und Raciborz im heutigen Polen konstruiert wird. Die Bedeutung dieser Thematik kann kaum überschätzt werden: Juden und Deutsche spielten eine zentrale Rolle in der Geschichte Polens, in der Kultur und daher auch im kollektiven Gedächtnis. Beide Gruppen sind im heutigen Bewusstsein der polnischen Gesellschaft ebenso wie im akademischen Diskurs sehr präsent. Trotzdem ist die Frage, wie diese Erinnerung entstanden ist, wie sie sich verändert hat, wie sie heute konstruiert wird und welche Rolle soziale Prozesse dabei gespielt haben und spielen, noch immer offen. Das Hauptziel des Projektes besteht darin, das Verhältnis zwischen spezifischen sozialen Bedingungen und Formen kollektiver Erinnerung zu untersuchen. Wir wollen die Mechanismen offenlegen, die dazu führen, dass die Vergangenheit im kollektiven Gedächtnis wach gehalten wird und die deren Form und Inhalt prägen. Damit trägt das Projekt zu einer methodischen Weiterentwicklung der Erinnerungsforschung bei. Wulf Kansteiner hat kritisch über die Erinnerungsforschung geschrieben: The memory wave in the humanities has contributed to the impressive revival of cultural history, but the success of memory studies has not been accompanied by significant conceptual and methodological advances in the research of collective memory processes. Mit diesem Projekt möchten wir diese Lücke füllen. Die Geschichte der Kleinstädte Dzierzoniow und Raciborz sowie ihre vergangene und heutige ethnische Struktur bilden ebenso den Hintergrund für die Erforschung von Erinnerungsprozessen wie die Transformation Polens seit 1989 und die europäische Integration des Landes. Dieser Hintergrund ermöglicht es, die Veränderungen im kollektiven Gedächtnis während der Transformation von einem kommunistischen zu einem post-kommunistischen System zu erklären. Indem wir uns auf lokale Gemeinschaften konzentrieren, fragen wir auch danach, ob uns deren Geschichte neue Perspektiven und epistemologische Alternativen zu den dominierenden Vorstellungen oder Meisterzählungen in der Erinnerungsforschung und der Geschichtsschreibung Polens anbieten können. Denn die Perspektive des Lokalen überschreitet etablierte disziplinäre, kulturelle oder nationale Grenzen. Sie stellt auch festgefügte Kategorien und Konzepte infrage, mit denen die Geisteswissenschaften noch immer operieren. Daher ist es unser Ziel, neue Ergebnisse nicht nur für konkrete Prozesse der Konstruktion und Transformation von Erinnerung zu generieren, sondern auch das Konzept Erinnerung methodisch zu erweitern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen
Mitverantwortlich(e) Dr. Barbara Pabjan
 
 

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