Globalgeschichte in der Praxis
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ursprüngliches Ziel des Projekts war die Entwicklung von Anregungen und Hilfestellungen für Nachwuchswissenschaftler/innen, globalhistorische Forschungen – gerade auch im ‚Globalen Süden’ – zu unternehmen. Damit sollte die empirische historische Forschung in diesem Feld gefördert werden. Denn trotz einer bislang vorliegenden Vielzahl von äußerst hilfreichen, weiterführenden und grundlegenden Überblickswerken und Einführungen zu theoretisch-methodischen Ansätzen der Globalgeschichte gibt es nach wie vor nur wenige empirische Arbeiten, die auf Quellen aus dem ‚Globalen Süden’ Bezug nehmen. Geplant waren vier Untervorhaben: eine Monographie als eine Art Leitfaden, die forschungspraktische Hinweise gibt, ein Workshop zum Austausch über Forschungserfahrungen im ‚Globalen Süden’, ein entsprechender Aufsatzband sowie eine ergänzende Internetseite mit Hinweisen zu entsprechenden Archiven, Bibliotheken oder Museen in Afrika, Lateinamerika oder Südostasien. Die Entwicklungen im gerade in den letzten Jahren äußerst dynamischen Feld der Globalgeschichte haben allerdings zu notwendigen Akzentverschiebungen geführt: So erschienen seit Antragsstellung des Projekts im Jahr 2014 neue Einführungen in die global- und verflechtungsgeschichtliche Forschungen; auch wurde die Digitalisierung von Archiven und Bibliotheken im ‚Globalen Süden’ weiter vorangetrieben, sodass Forschungszugänge und -praktiken erleichtert wurden. Gleichzeitig wurden postkoloniale Debatten auch in der Geschichtswissenschaft immer wichtiger, was nicht zuletzt zu einer vehementen Kritik und Infragestellung der Globalgeschichte geführt hat: In den letzten Jahren wurde beispielsweise Englisch als prominente Sprache globalhistorischer Forschungen und die Marginalisierung anderer lokaler Sprachen, eurozentrische Methoden, Theorien und Forschungspraktiken in globalhistorischen Ansätzen kritisiert sowie die nach wie vor gerade forschungsinstitutionelle und -infrastrukturelle Asymmetrie zwischen ‚Globalen Norden’ und ‚Globalen Süden’ hervorgehoben. Forderungen nach gleichberechtigten Forschungsprojekten, nach verflechtungsgeschichtlichen Ansätzen, Austausch und somit nach einer zeitgemäßen und ‚faireren’ Globalgeschichte prägen die Debatte. Darauf reagierte ich und nahm Abstand davon, einen erneuten Forschungsleitfaden aus der Perspektive eines männlichen ‚weißen’ Historikers aus dem ‚Globalen Norden’ zu schreiben. Auf der Basis eines Umwidmungsantrags konnte eine internationale Konferenz mit regional möglichst vielfältigen Vertreter/innen des Faches in Kooperation mit Dr. Norman Aselmeyer, Bremen, und dem Weltmuseum Wien abgehalten werden, in der es zu einem wichtigen und zentralen Austausch über die oben skizzierten aktuellen Kritikpunkte und Fragen und die mögliche Zukunft der Globalgeschichte kam. Die Ergebnisse dieser Konferenz werden in einem Sammelband zugänglich gemacht, der derzeit konzipiert wird.
