CelLin: Der polnische Dativ als Testfall für die linguistische Theoriebildung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt widmete sich dem Zusammenspiel zwischen der Markierung von Nomina(lphrasen) im Dativ und ihren syntaktischen Umgebungen im modernen Polnischen, sowie deren Implikationen für die allgemeine Theorie von Kasus und Argumentstruktur über die Einzelsprachen hinaus. Es handelte sich um ein kollaboratives, zweiteiliges Projekt mit einem Teil in Deutschland (DFG-gefördert) und einem in Polen (gefördert von NCN). Dativ ist ein besonders aufschlussreiches Phänomen, das viele Schnittstellenbereiche der linguistischen Theoriebildung berührt: lexikalisch-semantische Phänomene (z.B. sind Rezipienten und Benefizienten regulär dativmarkiert), syntaktisch-semantische Phänomene (z.B. steht der Experiencer in unpersönlichen Konstruktionen oft im Dativ; und Dative können „frei“ in Sätze eingefügt werden und signalisieren Betroffenheit und Besitzrelation), Fragen des Subjektstatus (z.B. können manche Dative auch Reflexivpronomina binden, andere dagegen sind klare Objekte) und der argumentstrukturellen Variation (z.B. Alternationen zwischen „unpersönlichem“ Dativ/Nominativ vs. „persönlichem“ Nominativ/Akkusativ). Es gab Versuche, alle Verwendungen von Dativ unter einer sehr allgemeinen „Gesamtbedeutung“ des Kasus abzudecken. Das vorliegende Projekt ging hingegen aus von konkreten Studien der linguistischen Akzeptabilität v.a. von Bindung und Koreferenz von Reflexiva und Pronomina, aus denen wir eine Theorie von zwei hierarchisch unterschiedlichen syntaktischen Dativpositionen erarbeiteten sowie eine Verfeinerung der Bindungstheorie, ausgehend von Nikolaevas (2014) Index Theory. Eine im Projekt entstandene Dissertation integriert nahezu sämtliche Dativ-Verwendungsweisen des Polnischen (und viele des Isländischen) in eine kohärente Analyse der Kasusmarkierung und der Abbildung der Argumentstruktur in die Syntax. Für weitere Forschung zum Thema wäre es vielversprechend, dieses Modell auf nah verwandte Sprachen (Tschechisch, Russisch, Ukrainisch) anzuwenden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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“Binding by objects in Polish double object constructions – acceptability and correlation with object order”. In: Annual workshop on formal approaches to Slavic linguistics: The Urbana-Champaign meeting 2017. Ed. by T. Ionin and J. E. MacDonald, pp. 112–130
Gogłoza, A.; P. Łęska; R. Meyer & J. Witkoś
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“Degrees of externality and Dative Case selection in Dative Reflexive Construction in Polish”. In: Form, Meaning and Function in Theoretical and Applied Linguistics. Ed. by K. Drabikowska, M. Izdebska, and A. Prażmowska. Newcastle: Cambridge Scholars Publishing, pp. 73– 106
Gogłoza, A.
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“PCC effects in English, Icelandic and Polish – A unified analysis”. In: Constraints on Structure and Derivation in Syntax. Ed. by A. Bloch-Rozmej and A. Bondaruk. Frankfurt am Main: Peter Lang, pp. 101–129
Gogłoza, A.
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Binding by objects in Polish docs and please-type double object unaccusatives: Testing theoretical accounts. Poznan Studies in Contemporary Linguistics, 54(4), 509-540.
Gogłoza, Aleksandra & Łęska, Paulina
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“Binding by Polish Experiencer Datives and the Anaphor-Agreement Effect”. In: Annual Workshop on Formal Approaches to Slavic Linguistics: The Stanford Meeting 2018. Ed. by V. Gribanova, S. Grimberg, E. Petersen, E. Portelance, and B. Waldon. Paper presented at Berlin Dative Days, May 24-25, 2018, pp. 83–104
Gogłoza, A.; P. Łęska & J. Witkoś
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“Peeling of Subject Case – Marked subjects in Polish”. In: Studies in Formal Linguistics: Universal Patterns and Language Specific Parameters. Ed. by A. Boch-Rozmej and A. Bondaruk, pp. 91–109
Gogłoza, A.
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“Settling the unsettled – in search for the base-generated position of the Polish Experiencer Dative”. Paper presented at Berlin Dative Days, May 24-25, 2018
Gogłoza, A.
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Bind Me Tender, Bind Me Do!.
Witkos, Jacek; Łęska, Paulina; Gogłoza, Aleksandra & Dziubała-Szrejbrowska, Dominika
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“Polish Datives – an Applicative Analysis”. PhD thesis. Humboldt-Universität zu Berlin, Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät
Gogłoza, A.
