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FINEXCA: Exportkartelle, Finanzspekulation und die Welternährungskrise
Antragsteller
Dr. Hinnerk Gnutzmann
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277312831
Während der Krise im Welternährungsmarkt von 2007-2008 stiegen die Preise für wichtige Lebensmittel um durchschnittlich 40%. Die Schwere der Auswirkungen der Krise, vor allem auf Entwicklungsländer, steht außer Zweifel. Doch bisher ist nur wenig über die Ursachen dieser Krise bekannt, oder wie zukünftige Krisen gemildert werden können. In diesem Projekt erforschen wir den Zusammenhang zwischen Finanzspekuation, der Bildung des Exportkartellen für Düngemittel und der folgenden Krise. Dieser Nexus ist neu; unsere Vorarbeit gibt Grund zu der Hoffnung, dass er Zeitpunkt als auch Schwere der Krise erklären kann. Ferner werden wir untersuchen, wie sich Finanzregulation und Handelspolitik durch diesen Kanal auf Märkte auswirken können.Das Projekt besteht aus vier Arbeitspaketen. Zunächst erforschen wir theoretisch die Beziehung zwischen Finanzspekulation und der Stabilität eines Exportkartells. Zweitens untersuchen wir, wie Länder auf Exportkartelle reagieren können - durch Handelspolitik und Institution. Drittens untersuchen wir empirisch die Rolle der Finanzspekulation auf die Bildung des globalen Düngemittelkartells von 2007 und an, und der darauf folgenden Nahrungsmittelkrise. Abschluß des Projekts is ein Arbeitspaket, dass durch strukturelle ökonomische Modellierung die Ergebnisse der früheren Arbeitspakete zu integrieren sucht.Ist Spekulation in Lebensmittelmärkten ein "Skandal" (EU-Kommisar Bernier)? Das wäre sicherlich der Fall, wenn sie zu hohen Preisen und damit Hunger in der Dritten Welt beiträgt. NGOs und die Politik haben ein großes Interesse an dieser Frage. Die aktuelle Literatur hat jedoch hauptsächlich die Frage behandelt, ob wachsende Spekulation die Korrelation zwischen Lebensmittelpreisen und Finanzmarktindizes erhöht hat. Einen Konsenz dazu hat die Wissenschaft nicht erreicht. Wir glauben, die Literatur hat vielleicht am falschen Ort gesucht: Spekulation könnte das Kartell für Düngemittel erst möglich gemacht haben, was nach unseren Schätzungen die Düngerpreise ab 2007 um 60% erhöhen konnte. Da Düngemittel ein zentraler Bestandteil der industriellen Landwirtschaft sind - wir schätzen in unserer Vorarbeit einen Kostenanteil von über 40% - sind katastrophale Folgen des Kartells plausibel.Das Beethoven-Programm bietet eine einzigartige Möglichkeit, Wissenschaftler aus den Bereichen Finanzökonomie und Ökonometrie (Polen) und Internationaler Handel sowie Wettbewerbsökonomie (Deutschland), eng zu integrieren und so die Wissenschaft in diesem wichtigen Feld weiter zu bringen. Zusammen mit unseren internationalen Partnern in Empirical Finance (China) und Wettbewerbsrecht (Italien) freuen wir uns auf ein sehr produktives Projekt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Kooperationspartner
Professor Dr. Oskar Kowalewski