Prozesse der Formung von Kalkstein-Biodiversität in Vietnam - die Rolle von Barrieren und biotischen Interaktionen

Antragsteller Dr. Parm Viktor von Oheimb
Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277543748
 

Projektbeschreibung

Vietnam besitzt eine außerordentlich reiche Biodiversität. Dennoch sind viele Einzelheiten der in die Entwicklung und Erhaltung dieser Biodiversität involvierten Mechanismen bislang unbekannt. Zwei unterschiedliche Prozesse könnten dabei von großer Bedeutung sein: Die Einschränkung von Ausbreitung durch Barrieren sowie die biotischen Interaktionen zwischen Taxa auf kleinräumigen Habitatflecken.Große Ausbreitungsbarrieren, die ein bestimmtes Gebiet zerteilen, können die Koexistenz ökologisch ähnlicher Taxa in einer Region ermöglichen, indem sie zu separaten, nicht überlappenden Verbreitungsgebieten der Taxa auf beiden Seiten der Barriere führen. Für das Tal des Roten Flusses wird vermutet, dass es eine solche Ausbreitungsbarriere im Norden von Vietnam darstellt.Ökologisch ähnliche Taxa können aber auch durch ein Mosaik-Verbreitungsmuster auf einzelnen Habitatflecken innerhalb der gleichen Gesamtregion koexistieren. In diesem Fall führen biotische Interaktionen zwischen Taxa (d.h. interspezifische Konkurrenz) zu verschiedenen Taxon-Zusammensetzungen auf den verschiedenen Habitatflecken. Die zahllosen Karstfelsen in Vietnam stellen solche Habitatflecken dar, indem sie funktionelle Inseln für Organismen bilden, die auf calciumreiche Habitate angewiesen sind.In diesem Projekt möchte ich die Rolle des Tals des Roten Flusses als Ausbreitungsbarriere und die Bedeutung biotischer Interaktionen zwischen Taxa auf insularen Karstfelsen untersuchen. Als Modellgruppe möchte ich das artenreiche und auf Karstfelsen angewiesene Landschneckentaxon Clausiliidae (Schließmundschnecken) verwenden.Um zu untersuchen, ob das Tal des Roten Flusses als bedeutende Ausbreitungsbarriere für Schließmundschnecken fungiert, möchte ich eine umfangreiche Recherche in Museumssammlungen, Literatur und Datenbanken durchführen, um die Artenzusammensetzung nördlich und südlich dieser möglichen Barriere zu vergleichen. Durch Berechnung des Artenzusammensetzungs-Turnovers möchte ich die Stärke dieser potentiellen Barriere statistisch quantifizieren.Um zu erforschen, ob biotische Interaktionen die Artenzusammensetzungen auf einzelnen Karstfelsen bestimmen, möchte ich geometrisch-morphometrische Daten von Schneckengehäusen (mittels Landmarken- und Semi-Landmarken-Ansätzen) und genetische Daten (mittels Sequenzierung von zwei Markergenen und Anwendung phylogenetischer Analysen) untersuchen. Ich möchte prüfen, ob Schließmundschnecken-Taxa, die auf denselben Karstfelsen vorkommen, morphologisch weniger ähnlich und phylogenetisch entfernter verwandt sind als es durch Zufall zu erwarten wäre. Dies spräche für biotische Interaktionen als hauptsächlichen Einflussfaktor für die Artenzusammensetzungen.Die Ergebnisse dieses Projektes werden Einblicke in Prozesse geben, die wahrscheinlich wesentlich zur Diversität einer der artenreichsten Schneckentaxa Vietnams sowie der Karstfelsen-Organismen im Allgemeinen beigetragen haben.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
Gastgeber Professor Fred Naggs