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Kohärenzbasiertes Schließen: Modellierung von Aufmerksamkeit und Informationssuche

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278249951
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Projekts „Kohärenzbasiertes Schließen: Modellierung von Aufmerksamkeit und Informationssuche“ wurde mit dem integrated coherence-based decision and search (iCodes) Modell ein formales, kohärenzbasiertes Entscheidungsmodell entwickelt und getestet, welches das kognitive Prinzip der Kohärenzmaximierung auf den Bereich Entscheiden und Informationssuche anwendet. iCodes beansprucht, sowohl die Prozesse der Informationsintegration als auch die resultierenden Wahlen vorherzusagen und erweitert das Vorgängermodell PCS-DM dahingehend, dass zusätzlich auch Vorhersagen bezüglich der aktiven Informationssuche sowie der Verteilung von Aufmerksamkeit möglich werden. Damit stellt iCodes eine substantielle theoretische Verbesserung dar und schließt eine Lücke in der Spezifikation von PCS-DM. Im Rahmen der Überprüfung des Modells wurde (i) die Existenz eines Attraction Search Effects sowie eines (ii) Attraction Attention Effects nachgewiesen, welche von iCodes, aber nicht von anderen Modellen vorhergesagt und erklärt werden können. Die Effekte beinhalten im Kern, dass Entscheidungen nicht unter Nutzung fester Strategien der Informationssuche realisiert werden, wie es die Mehrzahl anderer Theorien annimmt. Vielmehr werden sowohl die aktive Informationssuche als auch die Aufmerksamkeit durch die bereits verfügbare Information beeinflusst, so dass attraktivere Optionen mehr Aufmerksamkeit erhalten und mehr Informationen für diese gesucht werden. Beide Effekte treten (iii) konsistent über Situationen und Personen hinweg auf und es handelt sich um große Effekte, deren Stärke aber auch (iv) durch Manipulationen des Kontexts beeinflusst werden kann und (v) zwischen Personen substantiell variiert. Speziell verstärkt sich der Attraction Search Effect theoriekonform, wenn (vi) durch den Abruf einer expliziten, vorläufigen Attraktivitätsbewertung der Optionen vor der weiteren Informationssuche die unterschiedliche Attraktivität der Optionen salienter gemacht wird und wenn (vii) die Informationssuche durch Kosten oder explizite Regeln beschränkt wird. Nicht alle Vorhersagen von iCodes konnten im Rahmen des Projekts bestätigt werden. Unerwartet zeigte sich (viii) keine Veränderung des Kohärenzeinflusses auf die Aufmerksamkeit über die Zeit. Ebenfalls konnte (ix) lediglich ein direkter Effekt visueller Salienz demonstriert werden, wonach Informationen für Optionen mit salient gemachten Informationen stärker gesucht werden. Ein vorhergesagter indirekter Effekt auf die nicht saliente Option konnte hingegen nicht bestätigt werden. Dieser Nullbefund führte zu einer Modifikation des iCodes Modells, die in der weiteren Forschung berücksichtigt werden kann. Eine zusätzliche Erweiterung des iCodes Modells besteht darin, (x) einen Mischungsparameter γ einzuführen, welcher den relationalen Einfluss der Zuverlässigkeit von Hinweisreizen und der Attraktivität der Option abbildet. Es konnte gezeigt werden, dass mit diesem Parameter Manipulationen des Kontexts und interindividuelle Unterschiede zwischen Personen abgebildet werden können. Insgesamt zeigte das Projekt, dass iCodes ein vielversprechendes formales Modell des Entscheidens darstellt, welches Prozesse der Informationssuche und -integration abbildet. Einige unerwartete Befunde deuten aber auch auf die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des Modells in zukünftiger Forschung hin.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018). A new and unique prediction for cue-search in a parallel-constraint satisfaction network model: The attraction search effect. Psychological Review, 125, 744-768
    Jekel, M., Glöckner, A., & Bröder, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/rev0000107)
  • (2019). Information search in everyday decisions: The generalizability of the attraction search effect. Judgment and Decision Making, 14, 488-512
    Scharf, S. E., Wiegelmann, M. & Bröder, A.
  • Salience effects in information acquisition: No evidence for a top-down coherence influence. Memory & Cognition
    Bröder, A., Scharf, S. E., Jekel, M., Glöckner, A., & Franke, N.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3758/s13421-021-01188-9)
 
 

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