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Von der Kunst des sozialen Aufstiegs Die Familie Rezzonico zwischen Venedig und Rom
Antragstellerin
Almut Goldhahn
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278536444
Mit der zwischen Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte angesiedelten Dissertation wurde erstmals eine Geschichte der venezianischen Papstfamilie Rezzonico vorgelegt, die den Aufstieg der einstigen Kaufmannsfamilie von ihrer Ankunft in Venedig im 17. Jahrhundert bis zum Pontifikat von Clemens XIII. Rezzonico (1758-69) umfassend nachzeichnet und dabei gleichzeitig die Etablierungsstrategien einer Familie des venezianischen Neuadels in zwei so unterschiedlichen sozialen Systemen wie der Adelsrepublik Venedig und der römischen Wahlmonarchie untersucht. Auf Grundlage umfangreicher Archivstudien wird gezeigt, wie eine familiäre Orientierung nach Rom eine erfolgversprechende Alternative für Angehörige des venezianischen patriziato nuovo, das vom alteingesessenen Adel in den Rang einer blockierten Sekundärelite gedrängt worden waren, darstellen konnte. Von Venedig aus verfolgten die Rezzonico über mehrere Generationen hinweg gezielt ihre Etablierung an der römischen Kurie, die nicht nur über strategische Investitionen in die kurialen Karrieren einzelner Familienmitglieder, sondern auch über familiäre Bündnispolitik, vor allem zu den bisher kaum wissenschaftlich untersuchten venezianischen papalisti-Familien, vorangetrieben wurde. Flankiert wurden diese Bemühungen durch eine intensive Kunstpatronage, die nicht nur durch den Aufbau einer Kunstsammlung, den Bau einer Villa und die Ausgestaltung eines Palazzo eine visuelle Affirmation ihres jeweiligen erlangten sozialen Status zum Ziel hatte, sondern in der jeweiligen Gestaltung auch die Zugehörigkeit der Familie zur Gruppe der papalisti deutlich hervorhob.Mit der Ernennung Carlo Rezzonicos 1737 zum Kardinal und seiner Wahl zum Papst 1758 trug das von der Familie verfolgte Modell schließlich Früchte, zumal es gleichzeitig auch eine beträchtliche Statuserhöhung der in Venedig verbliebenen Angehörigen mit sich brachte. Mit einer ausführlichen Analyse der Versorgungsstrategien Clemens' XIII., der die Familie dauerhaft in Rom verankern wollte, schließt die Arbeit zudem eine Lücke der Forschung zum römischen Nepotismus. Die offizielle Abkehr vom Nepotismus als Stütze päpstlicher Herrschaftsausübung durch die von Innozenz XII. 1692 verabschiedete Bulle ¿Romanum decet Pontificem¿ galt bisher allgemein als Schlusspunkt dieser Regierungsform, die das Papsttum einst heftiger Kritik ausgeliefert hatte. Doch gerade das Rezzonico-Pontifikat zeigt, wie stark die papsthöfische Gesellschaft trotz zahlreicher Reformansätze auch im 18. Jahrhundert auf tradierte Normen beharrte und diese weiterhin zur Grundlage ihrer Herrschaftsorganisation machte. So gerät die im Auftrag der Rezzonico von Piranesi umgestaltete Malteserkirche auf demAventin in ihrer ikonographischen Gestaltung schließlich nicht nur zu einer dauerhaften visuellen Verankerung der Familie im römischen Stadtbild, sondern auch zu einer subtilen Rechtfertigung des Nepotismus im Rezzonico-Pontifikat.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen