Detailseite
Willkommen oder beschimpft? Eine vergleichende Studie der Reaktionen auf Unterkünfte für Asylsuchende
Antragstellerin
Professorin Dr. Priska Daphi
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278608516
Die wachsende Zahl der Asylanträge stellt Länder und Kommunen in Deutschland vor große Herausforderungen - nicht nur finanziell sondern auch sozial-politisch. In vielen Städten und Gemeinden, in denen Unterkünfte geplant sind, regt sich Widerstand. Dabei werden zum Teil Vorurteile und gewaltförmige Aggressionen sichtbar, die von rechtsextremen Gruppierungen geschürt werden. Es gibt jedoch auch Standorte, an denen die Unterbringung von Asylsuchenden weitgehend auf positive Reaktionen stößt und von der Lokalbevölkerung unterstützt wird. Offen ist, wie sich diese unterschiedlichen Reaktionen auf Unterkünfte erklären lassen. Sowohl die deutschsprachige Migrationsforschung als auch Studien zur Asylpolitik haben gesellschaftlichen Reaktionen auf Unterkünfte für Asylsuchende bisher kaum untersucht. Das vorgeschlagene Projekt nimmt einen bundesweiten Vergleich von Reaktionen auf Gemeinschaftsunterkünfte vor, um belastbare Aussagen über die Faktoren zu generieren, die Ablehnung und Unterstützung beeinflussen. Zentraler Ausgangspunkt ist hierbei, dass weder sozialstrukturelle Faktoren wie Einkommen und Bildung noch die Größe der Unterkunft allein die Reaktionen hinreichend erklären können. Der Fokus der Untersuchung liegt stattdessen auf der lokalen Dynamik öffentlicher Meinungsbildung. Auf der Grundlage einer Vorstudie wird dabei speziell die Rolle zivilgesellschaftlicher und politischer Gruppen vor Ort sowie das Handeln verantwortlicher Behörden und Lokalpolitiker/innen berücksichtigt. Geleitet wird diese Untersuchung von der Ausgangshypothese, dass positive Reaktionen gefördert werden durch ein transparentes, unterstützendes und beteiligendes Handeln seitens der verantwortlichen Behörden und Lokalpolitiker/ innen sowie durch eine aktive Infrastruktur linker Gruppen und unterstützender Initiativen vor Ort. Um dies zu überprüfen, werden in einem strukturiert-fokussierten Vergleich 10 Gemeinschaftsunterkünfte untersucht, auf deren Einrichtung (2011-2014) unterschiedlich reagiert wurde (mehrheitlich positiv oder negativ). Die Fälle ähneln sich hinsichtlich der Größe der Unterkunft und der Einkommenslage der Kommune, unterscheiden sich jedoch in Bezug auf das Handeln der verantwortlichen Behörden und Lokalpolitiker/innen sowie die Infrastruktur politischer und zivilgesellschaftlicher Gruppen. Die Fallstudien greifen auf eine Kombination von Experteninterviews, Fokusgruppen sowie Dokumenten- und Presseanalysen zurück. Das Projekt bietet wichtige Einblicke in die Hintergründe der lokalen Reaktionen auf Unterkünfte sowie in die Meinungsbildung zum Thema Asyl allgemein. Damit schließt das Projekt nicht nur eine zentrale Forschungslücke, sondern leistet auch einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion der Asylpolitik.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen