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Subversiver Frühling? Das unabhängige arabische Filmschaffen und seine Revolution(en)
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Kerstin Pinther; Viola Shafik, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Kunstgeschichte
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278837138
Die politischen und sozialen Erschütterungen des sogenannten arabischen Frühling wirken, so zumindest der erste Eindruck, als Katalysatoren für künstlerische Dissidenten und haben sich daher unmissverständlich auf das alternative und unabhängige Filmschaffen der arabischen Welt niedergeschlagen. Jedoch nicht alle der Veränderungen, die sich seit der Jahrtausendwende in der arabischen Filmlandschaft ereignet haben, hängen damit zusammen. Im Vorfeld haben zuerst das Ende des libanesischen Bürgerkriegs Anfang der 1990er Jahre, dann der weltweite, sogenannte digital turn, der mit der Verbreitung der neuen Medien und der digitalen Technologie begann, und schließlich die jüngste Kultur- und Medienpolitik der Golfländer für einschneidende Wandlungen im Bereich der audiovisuellen Künste gesorgt. Sie führten zu neuen Voraussetzungen für Produktion und Vertrieb in der Region, im Mainstream ebenso wie im nicht-kommerziellen Bereich. Eine zunehmende Zahl von FilmemacherInnen und audio-visuelle KünstlerInnen suchen neue Inhalte, experimentieren mit Formen, dokumentarisch, dramatisch oder abstrakt, und schlagen neue Vertriebs- und Produktionswege ein, allein oder im Kollektiv. Das hiermit vorgeschlagene Forschungsvorhaben will über Vorgeschichte ebenso wie jüngste Entwicklungen des nichtfiktionalen arabischen Filmschaffens, d.h. des Experimentalfilms und Dokumentarfilms informieren. Das dahinter liegende Erkenntnisinteresse richtet sich auf die möglichen Wechselwirkungen zwischen dem alternativen innovativen Kunstbereich und dem momentanen gesellschaftspolitischen Wandel, welche ohne eine Berücksichtigung internationaler politischer und ökonomischer Hegemonien und deren Auswirkung auf mikrokosmischer Ebene nicht zu ermitteln sein wird, und zu der europäische Förderungspolitik, u.a. das Euromed Programm, maßgeblich gehört. Daher gilt es das Spannungsverhältnis zwischen nationalem und transnationalem Kulturbetrieb und dessen Institutionen (Filmförderungen, Festivals, Neue Medien) zu untersuchen und in Beziehung zu setzen zu Form und Inhalt der Werke. Damit müssten sich die regionalen wie überregionalen gesellschaftspolitischen, aber auch technischen und ökonomischen Machtverschiebungen der letzten Jahre verdeutlichen und somit auch die künstlerischen Ausdrucksformen selbst besser einordnen und verstehen lassen. In theoretischer Hinsicht geht um die Möglichkeiten und Herausforderungen politischer Dissidenz in der Region und deren Verhältnis zum Begriff der künstlerischen Subversion. Damit sollen nicht zuletzt umfassendere Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und audio-visueller Kunst nach der digitalen Wende sowie etwas konkreter künstlerische Formen, in denen sich revolutionäre und umstürzlerische Ideen in audiovisuellen Praktiken und deren Rezeption niederschlagen, ermittelt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen