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Agenden und Interessengruppen in Deutschland: Die vermittelnde Rolle der Medien und Parteien

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278877519
 
Das Forschungsprojekt untersucht die Wechselwirkung zwischen organisierten Interessen und politischen Parteien bzw. den Medien bei der Gestaltung der politischen Agenda demokratischer Institutionen. Organisierte Interessen tauschen Ideen mit politischen Parteien aus und nutzen die Medien strategisch, um die Parteien- und die Regierungsagenda zu beeinflussen. Die Strategien der Interessengruppen können sich positiv oder negativ auf einen Mobilisierungs-Bias auswirken. Zugleich führen eingeschränkte Kapazitäten politischer Entscheider, auf alle gesellschaftlichen Forderungen einzugehen, zu einem Agenda- Bias, der durch politischen Parteien moderiert wird. Das Projekt wird diese Hypothesen für Deutschland untersuchen – einem korporatistischen Land mit Mehrparteiensystem, welches sich zur Untersuchung der Artikulation und Aggregation gesellschaftlicher Forderungen eignet.Aufbauend auf jüngsten Forschungsarbeiten, die im Rahmen der länderübergreifenden Studie Agenden und Interessengruppen (AIG) durchgeführt wurden, planen wir eine vertiefte Analyse der Interaktion verschiedener intermediärer Organisationen, einschließlich Interessengruppen, Medien und politischer Parteien. In AIG haben wir die Themenagenden von Bürgern, organisierten Interessen und der Regierung anhand von über 200 Interviews mit Lobbyisten, einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage und Analysen von Hunderten von Gesetzesvorlagen sowie Regierungserklärungen für die Jahre 2016 bis 2018 erhoben. Bei der Ermittlung der Kongruenz der drei Agenden haben wir moderate Korrelationen festgestellt. Zwar haben sich keine Unterschiede in der Repräsentation zwischen wohlhabenderen und weniger wohlhabenden Bürgern gezeigt. Unsere Analyse legt jedoch nahe, dass Wirtschaftsinteressen die Öffentlichkeit schlechter repräsentieren als andere Organisationen. Somit stützen unsere bisherigen Erkenntnisse den Befund des „verzerrten Pluralismus“ nach Gilens und Page (2014), nicht jedoch der Dominanz wirtschaftlicher Eliten. Dies deutet darauf hin, dass die Logik der Übermittlung von Bürgerpräferenzen an die politischen Entscheidungsträger über organisierte Interessen komplexer ist als bislang angenommen.Um unser Verständnis der Bias-Quellen zu verbessern, müssen wir daher auch indirekte Agenda-Effekte berücksichtigen, die sich über Parteien und/oder die Medien entfalten. Dazu benötigen wir neben den bereits von AIG gemessenen öffentlichen, Interessengruppen und Regierungsagenden vergleichbare Daten zum Parteiensystem und zu den Medienagenden. Aus methodischen Gründen planen wir auch, unsere Daten auf der Regierungsagenda zu erweitern. Der Hauptbeitrag des Projekts wird ein besseres Verständnis der Rollen von Parteien und Medien im Kontext der organisierten Interessenvertretung sein. Darüber hinaus werden wir durch das Sammeln von Daten zu und das Steuern für die Medienagenda stärkere Rückschlüsse auf die Repräsentationsfunktion von Interessengruppen in der liberalen Demokratie ziehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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