Detailseite
Franz Ehrlich. Biographie und Werkverzeichnis
Antragsteller
Professor Dr.-Ing. Friedrich von Borries
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung von 2015 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281316174
Franz Ehrlich. Biographie und WerkverzeichnisLeben und Werk des Architekten, Designers und bildenden Künstlers Franz Ehrlich (1907-1984) spiegeln die politischen Verwerfungen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Ehrlich studierte 1927-30 am Bauhaus Dessau. 1934 wurde er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt. 1937 kam er ins KZ Buchenwald, wo er im Baubüro eingesetzt war. 1939 entlassen, verblieb er als “Zivilhäftling” (wie er seine Anstellung im SS-Bauwesen bezeichnete), in Buchenwald, bis er 1941 nach Berlin versetzt wurde. 1943 kam er zur Strafdivision 999. 1946 kehrte Ehrlich aus der Kriegsgefangenschaft zurück, wurde SED-Mitglied und Referent für Aufbau in Dresden. Er profilierte sich in der SBZ und jungen DDR als Stadtplaner, Architekt, Messegestalter und Möbeldesigner. Als freier Architekt entwarf er Städte und Gebäudeensemble sowie Möbel und Inneneinrichtungen für Ministerien, Wissenschaft, Kultur und den Rundfunk. Trotz seiner herausgehobenen Stellung als "antifaschistischer Widerstandskämpfer" musste er fürchten, Opfer stalinistischer Säuberung zu werden. 1954 verpflichtete ihn das Ministerium für Staatssicherheit.Immer wieder positionierte sich Ehrlich öffentlich für das Bauhaus, das er als progressive Tradition in der DDR anerkannt wissen wollte. Von der Deutschen Bauakademie wurde er als Formalist bekämpft . Ab Anfang der 1960er fand Ehrlich ein neues Hauptbetätigungsfeld als Innenarchitekt von Handelsvertretungen der DDR im Ausland. Dabei arbeitete er, wie seit 1946 kontinuierlich, mit den Deutschen Werkstätten Hellerau zusammen, die auch seine bekannte Möbelserie “602” produzierten. In den 1980ern galt Ehrlich in der DDR als einer der wichtigsten Architekten und Designer des Landes. Die sich ab den 1970er-Jahren etablierende Bauhausforschung wie auch deren Aneignung der Geschichte sah Ehrlich kritisch, da sie einer “vorgefaßten Idee oder Meinung zuliebe bewußt die Geschichte” verfälsche.Das Projekt “Franz Ehrlich Biographie und Werkverzeichnis” will den Lebensweg und das Werk dieses vielseitigen Gestalters wissenschaftlich aufarbeiten. Dabei werden verfestigte Narrative und Mythen kritisch hinterfragt und Ehrlichs Leben vor den zeitgeschichtlichen Hintergründen betrachtet. An seinem Beispiel wird das Verhältnis von Gestaltung und politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im 20. Jahrhundert reflektiert. Zu Realisierung dieses Vorhabens werden der Nachlass im Archiv der Stiftung Bauhaus Dessau und die umfangreiche Überlieferungen zu Ehrlich in verschiedenen Archiven kritisch ausgewertet, zeitgenössische Monographien, Zeitungen und Fachzeitschriften systematisch durchgesehen und Zeitzeugen- und Experteninterviews geführt. Als Abschluss des Projektes wird eine umfängliche monographische Studie über Franz Ehrlich erscheinen. Erste Zwischenergebisse wurden der Öffentlichkeit bereits in der Ausstellung “ehrlichmonument” (7. Juni - 29. Juli 2018) im Deutsches Architekturzentrum Berlin präsentiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen