Detailseite
Projekt Druckansicht

Health Games: Zur Überwindung des sozialen Dilemmas bei Impfentscheidungen und Antibiotikakonsum

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Cornelia Betsch; Professor Dr. Robert Böhm
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281591351
 
Präventive und kurative Gesundheitsentscheidungen werden häufig als individuelle Kosten-Nutzen-Abwägungen konzeptualisiert. Einige Gesundheitsentscheidungen haben jedoch auch Konsequenzen für andere Personen. Diese positiven oder negativen Auswirkungen auf Dritte (Externalitäten) werden jedoch in der klassischen Sichtweise als Mechanismen und potentielle Anreize bei Gesundheitsentscheidungen vernachlässigt. Impfungen beispielweise weisen oftmals positive Externalitäten auf, da sie ungeimpfte Personen dadurch mitschützen, dass die Übertragung von Krankheiten reduziert wird. Antibiotikakonsum hingegen ist ein Beispiel für negative Externalitäten, weil übermäßiger und unsachgemäßer Gebrauch zu Resistenzen führt und unbeteiligte Dritte zu Schaden kommen können, wenn Antibiotika nicht mehr wirken. Gesundheitsentscheidungen werden also zu sozialen Interaktionen, wenn sich die Entscheidungen mehrerer Individuen und deren gesundheitliche Konsequenzen wechselseitig beeinflussen und individuelle gegen kollektive Interessen abgewogen werden müssen. Im Vorgängerprojekt wurde die Impfentscheidung erstmals systematisch als soziale Interaktion auf Verhaltensebene analysiert. In den drei Arbeitspaketen dieses Folgeprojekts bauen wir nun direkt auf dem erprobten Forschungsansatz der Analyse sozial-interaktiver Gesundheitsentscheidungen durch interaktive Entscheidungsaufgaben (Health Games) auf. Es zeigte sich wiederholt, dass eine prosozial orientierte Impfaufklärung hilfreich ist, um die Impfbereitschaft zu erhöhen. Dies wird in Arbeitspaket AP1 kritisch hinsichtlich fördernder und hinderlicher Moderatoren sowie Mediatoren untersucht. Weiterhin zeigen Studien aus dem Vorgängerprojekt, dass Individuen weniger impfbereit sind, wenn sie eine geringere Effektivität der Impfung wahrnehmen. Theoretische Modelle hingegen zeigen deutlich, dass dies normativ falsch ist, da mit sinkender Effektivität auch der indirekte Schutz abnimmt. Deshalb widmet sich das Folgeprojekt in AP2 umfassend der Identifizierung und Evaluation verschiedener Debiasing-Strategien. AP3 überträgt den Forschungsansatz auf den Antibiotikakonsum und untersucht Determinanten der Einnahmeentscheidung, um künftig Strategien zur Reduzierung übermäßigen Antibiotikakonsums entwickeln zu können. Hierfür wurde eine neue interaktive Entscheidungsaufgabe entwickelt, die die sozial-interaktiven Dynamiken bei der Entstehung von Antibiotika-Resistenz modelliert. Die Arbeiten in diesem Projekt erweitern theoretische Modelle, da sich in den beschriebenen Dilemmata Verhaltensvorhersagen verändern, je nachdem ob die Externalitäten der individuellen Entscheidung berücksichtigt werden oder nicht. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt tragen dazu bei, evidenzbasierte Interventionen zur Reduktion von Impfmüdigkeit und übermäßigem Antibiotikakonsum zu entwickeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Dänemark
Kooperationspartner Privatdozent Dr. Ole Wichmann
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung