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Auswirkungen des Sozio-Ökosystems auf das Gelingen von Tier-Wiedereinführungen
Antragstellerin
Dr. Zina Skandrani
Fachliche Zuordnung
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281759701
Die Wiedereinführung von Tieren ist ein zentraler Aspekt von Artenschutz-Bemühungen. Doch ist es ein komplexes, teils misslingendes Unternehmen, was die Notwendigkeit von effizienten Nachfreisetzungs-Studien unterstreicht. Wesentlich sind oft das soziale Verhalten und Paarungs-System der Tiere, welche Vitalraten der Populationen beeinflussen, während deren Destabilisierung nach Wiedereinführung zu Fitness-Verlust führt. Wenige Studien haben bisher Messungen von Fitness bestimmenden Verhalten einbezogen, um die Reaktion der Spezies auf natürliche und menschliche Stressoren abzuwägen. Besonders im Fall wiedereingeführter Spezies müssen Artenschutz-Bemühungen Gefahren und Auswirkungen auf die Viabilität von Populationen identifizieren sowie Nutzungspraktiken lokaler Bevölkerungen ermitteln, um Aussichten der Spezies unter verschiedenen Management-Strategien einzuschätzen.Unter Verwendung von Tier-Sozialsystemen als Verhaltens-Indikatoren, will das Projekt die für den Wiedereinführungserfolg wichtige sozio-ökologischen Faktoren untersuchen, und in welchem Maß diese durch Governance-Strategien bedingt sind. Ziel ist es, Interaktionsmuster zwischen ökologischen sowie menschlich-bedingten Umständen und dem Sozialverhalten einer Art von hohem Erhaltungswert, der Oryxantilope, die im 20Jh. ausgestorben und in Nordafrika wiedereingeführt worden ist, zu ermitteln. Datengewinnung wird in 2 tunesischen Nationalparks mit verschiedenen Management Strategien bzgl. Zutritt von Menschen stattfinden und mit Blick auf anekdotisch gemeldete Unterschiede im Sozialverhalten der Oryx. Anhand eines interdisziplinären Forschungsvorgehens ermöglicht ein Vergleich, das soziale Verhalten zu biophysischen Umweltzuständen sowie menschlichen Einflüssen in Beziehung zu setzen und die Mitwirkung von Landschaftseigenschaften und menschlicher Interaktion im Gelingen von Wiedereinführungen zu erfassen. Darauf aufbauend kann die Rolle von Naturschutz-Regelungen bei der Wiederanpassung von Tieren an Wiedereinführungsorte und den Erfolg von Wiedereinführungen evaluiert werden. Das Projekt ist in zweierlei Hinsicht wegweisend: Erstens wäre es die erste Dokumentierung des Sozialverhaltens von in der Wildnis geborenen Oryx seit deren Aussterben. Dies ist insofern von Bedeutung, als die nordafrikanischen Wiedereinführungen zur Planung fortlaufender, intensiver Wiederherstellungsmaßnahmen der Oryx, herangezogen werden. Zweitens würde das Projekt erstmals die Wiederanpassung von Tieren an Naturgebiete nicht nur mit biophysischen sondern auch mit menschlichen Umständen in Verbindung setzen. Ein umfassendes Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehungen wird einen konzeptuellen Rahmen bilden, der darlegt, wie Governance-Modelle sozio-ökologische Dynamiken einbinden können, und somit wichtige Erkenntnisse zum Aufklären von Mensch-Wildtier-Konflikten sowie zu Themen nachhaltiger Entwicklung bereitstellen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Frankreich
Gastgeber
Professor Dr. Wolfgang Cramer