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Virgilius Maro Grammaticus - ein Grammatiker?

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282317033
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Epitomae und Epistolae des Virgilius Maro, genannt ‚Grammaticus‘, aus dem 7. Jh. gehören zu den unverständlichsten Texten des lateinischen Mittelalters. Seit der Wiederentdeckung der Schriften durch Angelo Mai vor rund 200 Jahren wird darüber gerätselt, ob das Ganze purer Nonsens, eine verkappte Parodie auf die Schultradition oder ein verschlüsselter Text ist, der unter dem Deckmantel der Komik ernsthafte Inhalte vermitteln soll. Auf den ersten Blick entsprechen jene Traktate in vieler Hinsicht den klassischen Artes des Aelius Donatus, dem grammatischen Standardwerk der Spätantike und des Mittelalters. Bei genauerer Betrachtung enthalten sie jedoch unzählige Kuriositäten, die bei vielen Leserinnen und Lesern für chronisches Naserümpfen gesorgt haben – alternative Latinitäten, fiktive Gelehrte, falsche Zitate, merkwürdige Theorien sowie skurrile Anekdoten über militante Sprachlehrer, die wochenlang über grammatische Feinheiten debattierten. Die Grammatik des Virgilius ist damit nicht nur das merkwürdigste, sondern auch das unterhaltsamste Lehrbuch des Lateinischen. Dieses Buch bietet eine Aufarbeitung der Forschungstradition, eine deutsche Übersetzung und den ersten philologischen Kommentar, der den Text sprachlich und inhaltlich erläutert. In einem separaten Analyseteil wird außerdem eine neue Gesamtinterpretation vorgelegt, welche verschiedene Aspekte der Parodie freilegt, indem sie das Werk in die spätantike und frühmittelalterliche Grammatikographie einordnet. Im Zentrum der Analyse steht dabei die Autorfigur, die als selbsternannter Virgilius redivivus die jahrhundertelange Tradition der Dichterkommentierung auf den Kopf stellt. Als verdrehter Wiedergänger Vergils entwirft er mit dem Instrumentarium des Grammatikers ein sprachliches Paralleluniversum, einen Meta-Kommentar zur grammatischen Tradition, der auf dem schmalen Grat zwischen Lehrbuch und literarischem Text seine Leserinnen und Leser an der Nase herumführt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Virgilius redivivus. Einführung, Kommentar und Übersetzung zu Virgilius Maro Grammaticus. (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium, Bd. 107). Trier: WVT 2021. 545 Seiten
    Lorenzo di Maggio; Virgilius Maro Grammaticus
  • „Grammatik oder Nonsense? Grenzgänge bei Virgilius Maro Grammaticus“, in: PerspektivWechsel oder: die Wiederentdeckung der Philologie, Bd. 2: Grenzgänge und Grenzüberschreitungen. Zusammenspiele von Sprache und Literatur in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von Nina Bartsch und Simone Schultz-Balluff. Berlin 2016, 511-522
    Reinhold F. Glei
 
 

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