Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Verarbeitung einer verkürzten Lebenserwartung bei terminaler Krebserkrankung: Entwicklung eines Instruments zur tagebuchbasierten Erfassung von Verlust- und Normalitätsorientierung

Antragstellerin Dr. Sigrun Vehling
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 284146356
 
Aufgrund medizinischer Fortschritte wächst die Zahl der Krebspatienten, die über einen längeren Zeitraum, oftmals Jahre, mit der Diagnose einer unheilbaren terminalen Erkrankung leben. Das Bewusstsein einer verkürzten Lebenserwartung konfrontiert Patienten mit der existenziellen Herausforderung, die Wahrnehmung des bevorstehenden Todes einerseits mit einer sinnstiftenden Gestaltung des Alltags andererseits zu vereinbaren. Das Duale Prozess-Modell der Bewältigung von Verlusterfahrungen beschreibt einen dynamisch fluktuierenden Prozess zweier Verarbeitungsorientierungen: im Kontext zukunftsbezogener Verluste bei terminaler Krebserkrankung sind verlustorientierte Verarbeitungsprozesse gekennzeichnet durch die Trauer um nicht mehr zu verwirklichende Ziele und die bewusste Auseinandersetzung mit Tod und Sterben, während normalitätsorientierte Verarbeitungsprozesse die Aufrechterhaltung von Hoffnung sowie die Beschäftigung mit persönlich bedeutsamen Lebensinhalten umfassen. Ziel der vorliegenden Studie ist die Entwicklung eines Instruments zur tagebuchbasierten täglichen Erfassung verlust- und normalitätsorientierter Verarbeitungsprozesse bei Patienten mit fortgeschrittener unheilbarer Krebserkrankung. Die Verwendung standardisierter elektronischer Tagebücher ermöglicht die Untersuchung der prädizierten dynamischen Fluktuation dieser Prozesse im Rahmen intensiver längsschnittlicher Studiendesigns. Die Entwicklung des Messinstruments umfasst die folgenden vier Schritte: Zunächst erfolgt ein systematisches Review in der Literatur beschriebener, im Kontext einer verkürzten Lebenserwartung auftretender Verarbeitungsprozesse. Die Verarbeitungsprozesse werden unabhängig von zwei Reviewern mittels latenter Inhaltsanalyse extrahiert. In einem zweiten Schritt werden die extrahierten Verarbeitungsprozesse gestützt durch ein Expertenrating den theoretisch definierten Kategorien von Verlust- und Normalitätsorientierung zugeordnet. Anschließend werden ein deutscher und englischer Itempool parallel anhand bilingualer Übersetzung und Expertendiskussion generiert, um inhaltlich übereinstimmende kultursensitive Versionen des Instruments in beiden Sprachen zu erreichen. Schließlich werden die generierten Items durch Fokusinterviews in der Zielgruppe getestet und eine erste reduzierte Version des Instruments entwickelt. Die Erforschung dynamischer psychologischer Prozesse ist von hoher Relevanz für das Verständnis der psychologischen Adaptation sowie der medizinischen Versorgungsbedürfnisse schwerkranker Krebspatienten. Das Verständnis der individuellen dynamischen Muster von Verlust und Normalitätsorientierung trägt darüber hinaus zur Erklärung von Präferenzen für die Gestaltung der Arzt-Patient-Kommunikation sowie der medizinischen Behandlung am Lebensende bei.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Kanada
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung