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Die Frau und das Weibliche im Neuplatonismus

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 285767218
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unser Projekt hat die Frau und das Weibliche im Neuplatonismus in drei Bereichen untersucht – (1) im Hinblick auf das metaphysische Verständnis, (2) im Hinblick auf das sozio-politische Verständnis, und (3) im Hinblick auf den Status historischer Frauen an neuplatonischen Schulen – , und Zusammenhänge zwischen den drei Bereichen aufgezeigt. Die frühen Neuplatoniker Plotin und Porphyry fassen metaphysische Entitäten, einschließlich der menschlichen Seelen, geschlechtsneutral und leiten daraus ein Ideal der gleichberechtigten Partizipation an der Philosophie ab. Die späten Neuplatoniker hingegen verorten die Differenz zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit bereits auf metaphysischer Ebene: Männliche Entitäten sind durch die Grenze bestimmt und sorgen für Einheit und Stabilität, während weibliche Entitäten durch die Unbegrenztheit bestimmt sind, und für den generativen Hervorgang verantwortlich sind. Dies hat zur Folge, dass Frauen Vorbilder auf metaphysischer Ebene finden können, doch die Orientierung an den weiblichen Prinzipien in der Metaphysik weist den Frauen zunächst eine untergeordnete Stellung zu, da auch die männlichen und weiblichen Prinzipien in der Metaphysik hierarchisch aufeinander bezogen sind. Die männlichen Prinzipien sind den weiblichen Prinzipien übergeordnet und begrenzen ihren generativen Hervorgang. Übertragen auf die sozio-politische Ebene ergibt sich das Ideal der Zusammenarbeit von Männern und Frauen in Haushalt und Staat, doch mit dem Mann in der Hauptverantwortung und der Frau in einer eher zuarbeitenden oder ergänzenden Rolle. Die Metaphysik der späten Neuplatoniker bietet auch Möglichkeiten, diese traditionelle Geschlechterhierarchie zu unterlaufen. Neben den klassisch weiblichen Prinzipien finden wir dort androgyne Gottheiten wie Phanes, die vom Männlichen und Weiblichen, von Grenze und Unbegrenztheit, gleichermaßen bestimmt sind, und jungfräuliche Gottheiten wie Athene und Artemis, die sich der Einteilung in Männlich und Weiblich völlig entziehen. Auch diese Gottheiten können als metaphysische Vorbilder für Frauen dienen und eröffnen ihnen Perspektiven auf eine gleiche Partizipation an Politik und Philosophie. Dies zeigt sich auch in den biographischen Schriften der Neuplatoniker, in denen sie Frauen aus dem Umfeld der neuplatonischen Schulen porträtieren. Zwar finden wir dort viele Frauen, die den weiblichen Prinzipien dahingehend gleichen, dass sie ihre Aktivitäten an die Bedürfnisse ihrer Ehemänner ausrichten, aber auch eine Philosophin wie Hypatia, die in großer Ähnlichkeit zu den jungfräulichen Göttinnen gezeichnet ist und eine Philosophin wie Sosipatra, die Gemeinsamkeiten mit den androgynen Gottheiten hat.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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