Detailseite
Projekt Druckansicht

Kontrollierte Gefühle? Kognitive Kontrolle und tägliche Emotionsregulation bei Personen mit Majorer Depression oder Borderline Persönlichkeitsstörung.

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Lars Schulze; Dr. Ulrike Zetsche
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 286547201
 
Schwierigkeiten in der Emotionsregulation sind charakteristisch für eine Vielzahl psychischer Störungen, insbesondere jedoch für Personen mit Depression (MDD) und Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS). Umso überraschender ist es, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur wenige Arbeiten vorliegen, die beide Störungsbilder direkt miteinander vergleichen, um allgemeine und störungsspezifische Defizite in der Emotionsregulation zu bestimmen. In Studien, die Personen mit MDD oder BPS mit Kontrollprobanden verglichen, konnte gezeigt werden, dass beide Personengruppen stärker auf maladaptive Strategien zur Regulation von Emotionen zurückgreifen (z.B. Rumination und Suppression). Darüber hinaus scheinen bei Personen mit MDD oder BPS adaptive Strategien (z.B. Neubewertung) zur Regulation von Emotionen weniger effektiv zu sein als bei gesunden Personen. Das vorliegende Projekt konzentriert sich auf die drei meistuntersuchten Strategien zur Regulation von Emotionen: Neubewertung, Rumination und Suppression.In aktuellen Emotionsregulationsmodellen wird zudem betont, dass eine effektive Regulation von Emotionen mit intakten kognitiven Kontrollfunktionen in Zusammenhang steht. Tatsächlich legen aktuellste Befunde nahe, dass verschiedene Funktionen kognitiver Kontrolle für die Fähigkeit zur Emotionsregulation unabdingbar sind. Vor dem Hintergrund, dass sowohl Personen mit MDD als auch Personen mit BPS Schwierigkeiten in der kognitiven Kontrolle emotionaler Informationen haben, ist es vielversprechend zu untersuchen, inwieweit diese Einschränkungen den bekannten Schwierigkeiten in der Emotionsregulation zugrunde liegen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher, individuelle Unterschieden in kognitiven Kontrollfunktionen und Einschränkungen in der Regulation von Emotionen bei Personen mit MDD, BPS und gesunden Kontrollprobanden zu untersuchen und miteinander in Bezug zu setzen. Im Rahmen der Studie werden vier spezifische Funktionen der kognitiven Kontrolle untersucht, welche bereits in Bezug zu Emotionsregulation gestellt werden konnten: Aktualisierung von Arbeitsgedächtnisrepräsentationen (updating), Inhibition (response inhibition), Interferenzkontrolle (inference control) und der Wechsel zwischen Aufgaben oder mentalen Sets (shifting). Der Einsatz und die Effektivität der o.g. Emotionsregulationsstrategien werden mit Methoden des ambulanten Assessments im Alltag untersucht. Das vorliegende Forschungsvorhaben verbindet somit experimentell gewonnene kognitive Parameter mit ökologisch validen Parametern alltäglicher Emotionsregulation. Die Untersuchung kognitiver Mechanismen, die mit Einschränkungen in der Emotionsregulation assoziiert sind, ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung unseres Verständnisses der emotionalen Schwierigkeiten bei beiden Störungsbildern und kann letztlich zu einer Verbesserung der Behandlungsansätze bei MDD und BPS beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung