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"Reaching the People": Kommunikation, Zugang zur Weltöffentlichkeit und globale Ordnung im 20. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289213179
 
Die Emmy Noether-Gruppe untersucht die Rolle von Kommunikation und Informationsverbreitung in Entwürfen globaler Ordnung im 20. Jahrhundert. Dabei steht die Frage, wie breitere Schichten der Weltbevölkerung erreicht werden sollten, im Mittelpunkt. Während verschiedene Studien den Beitrag nicht-westlicher Eliten zu Ideen globaler Ordnung analysiert haben, sind weitere Bevölkerungsschichten in diesem Zusammenhang noch nicht ausreichend ins Blickfeld gerückt. Dabei gewannen die 'Massen' im 20. Jahrhundert auch außerhalb Europas in Debatten um die wachsende Weltbevölkerung, in Dekolonisierungsprozessen und in ökonomischen Entwicklungskonzepten an Bedeutung. Die Nachwuchsgruppe erforscht, welche Strategien und Kommunikationsmethoden entwickelt wurden, um neue Akteure an der Weltöffentlichkeit zu beteiligen und mit welchen politischen Zielen diese verbunden wurde. Sie untersucht zudem, welche Gruppen aus eigener Initiative auf die Bühne der Weltöffentlichkeit strebten. Neben Zugang und neuen Verbindungen spielen auch die Grenzen der Weltöffentlichkeit und die Einschränkung von Informationsflüssen eine wichtige Rolle. Die zentrale Studie beschäftigt sich mit Akteuren, die die gesamte Weltbevölkerung in den Blick nahmen und den Zugang von Individuen zu Informationen revolutionieren wollten. Wissenschaftler, Missionare, Kolonialbeamte, amerikanische Philanthropen und Kalte Krieger entwickelten Weltsprachen, propagierten flächendeckende Alphabetisierung oder unterstützten die Verbreitung von Informationen mithilfe von Bibliotheken, Film und Radio. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen britische und amerikanische Akteure und das Eigenleben, das ihre Methoden in Indien und Westafrika entwickelten. Die Konkurrenz mit lokalen Ansätzen, die 'Massen' zu erreichen, wird hier ebenfalls hervorgehoben. Aufbauend auf den Zwischenergebnissen dieser Studie untersuchen zwei zeitversetzt beginnende Dissertationen den Zugang zur Weltöffentlichkeit in exemplarischen Fallstudien. Sie arbeiten aus spezifischen regionalen Perspektiven zu nicht-westlichen Akteuren, die die Weltöffentlichkeit als Podium für sich entdeckten. Eine Arbeit analysiert Frauenbewegungen im Nahen Osten und ihre Rolle in Dekolonisierungsprozessen. Sie erforscht, wann Frauen die Weltöffentlichkeit in den Blick nahmen, um ihre lokale Agenda zu forcieren und welche Medien und Kommunikationsformen sie dazu nutzten. Die zweite Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte des ländlichen Raums und fragt, wie Dorfbewohner im Nahen Osten in globale Kommunikationssysteme eingebunden werden sollten. Durch die Veröffentlichung eines Sammelbands zum Thema 'The Global Public: Its Power and its Limits' und die Veranstaltung eines Workshops zu den Grenzen der Weltöffentlichkeit werden die Arbeiten der Nachwuchsgruppe über die Einzelstudien hinaus mit einem breiteren zeithistorischen Forschungskontext verbunden.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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