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Diskrepante Traditionen, ‚alt‘-‚neu‘-Hybride und Gattungsmischungen in der venezianischen Malerei und Kunsttheorie des Seicento

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265293505
 
Ziel des gegenüber dem Vorgängerantrag verändert betitelten Teilprojektes ist es, zu untersuchen, wie im venezianischen Kunstdiskurs des 17. Jahrhunderts Traditionen konstruiert und der Rekurs auf sie inszeniert wird. Der ‚Diskurs‘ sedimentiert sich dabei sowohl in bildlicher Form in der künstlerischen Praxis, als auch in Textform in der Theorie bzw. Historiographie. Beide Medien, Bild und Text, sind also Gegenstand des neu konturierten Teilprojekts, das nun zwei Schwerpunkte hat: die malerische Praxis in den Werken der drei überwiegend in Venedig tätigen, aber viel durch Italien gereisten und überregional gut vernetzten Malern Pietro della Vecchia, Francesco Maffei und Giovanni Battista Langetti und die Kunsttheorie resp. -historiographie mit dem Fokus auf der wichtigsten Schrift des venezianischen Seicento, nämlich Marco Boschinis monumentalem Lehrgedicht, der Carta del navegar pittoresco (1660). In Reimform und venezianischem Dialekt verfasst operiert es an der Grenze zwischen poetischem und Sachdiskurs. Wird dieser theoretische Teil gegenüber dem Erstantrag weiter geführt, so ist die Einbeziehung der Bildmedien in das Teilprojekt neu und resultiert aus der in der FOR allgemein gesehen Notwendigkeit der Integration einer medienvergleichenden Perspektive. Aufgabe des verändert ausgerichteten Teilprojekts ist es daher, auch grundsätzlich den Fokus darauf zu richten, wie sich die Aushandlungen von Traditionen und die Inszenierungen von Novationen in visuellen Medien überhaupt manifestieren, wie die Rekurse auf verschiedene Traditionsbestände und das Herausstellen von Neuheit in visueller Form den RezipientInnen kommunizierbar sind und wie sich die spezifisch bildliche Diskursivität hierin darstellt. Die Verbindung zwischen beiden Projektteilen resultiert aus Boschinis Fokussierung nicht nur auf das große Jahrhundert der venezianischen Malerei, das 16. Jahrhundert, sondern auch auf die Malerei seiner Zeitgenossen, die „neue“ oder „moderne“ Malerei, wie er sie apostrophiert. Denn ihn interessiert die Frage, wie die Maler seiner Generation mit den vom ihm ausführlich reflektierten Traditionssträngen in der venezianischen Malerei umgehen, wie sie sie jeweils aktualisieren oder sich auch von ihnen absetzen, um ‚Neuheit‘ oder ‚Modernität‘ zu demonstrieren und wie sich hierbei auch zur aktuellen, in ganz Italien und einigen europäischen Ländern erfolgreichen Malerei der „naturalisti“ verhalten. Zu den von Boschini am ausführlichsten besprochenen Malern gehören Pietro della Vecchia, Francesco Maffei und Giovanni Battista Langetti, weshalb deren Werke für die hier interessierende Frage nach der spezifischen Realisierung von Rekursen auf heterogene Traditionen auch in Abhängigkeit von den jeweiligen Bildgattungen einerseits und das Herausstellen von Neuheit in diesen verschiedenen Gattungen andererseits im Zentrum stehen. Entsprechend eng sind die beiden Schwerpunkte zur Praxis und zur Theorie im hier neu konturierten Teilprojekt miteinander verknüpft.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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