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Verfall der osmanischen Provinzverwaltung? Das ruznamçe-Verzeichnis Nr. 1033 aus der Universitätsbibliothek Leipzig als Quelle
Antragsteller
Dr. Nedim Zahirovic
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Frühneuzeitliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289678008
Die imperiale Geschichtsschreibung wurde lange Zeit von der am Paradigma Aufstieg-Machtzenit-Niedergang beruhenden Darstellung der Geschichte der Reiche entscheidend beeinflusst. Jedoch, es wurde von der Imperienforschung diese paradigmatische Darstellung in der neueren Zeit kritisch hinterfragt und zum Teil durch den neuen Forschungsansatz, im dessen Zentrum der Begriff der Transformation steht, ersetzt. Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts galt als Wendepunkt in der Geschichte des Osmanischen Reiches. Sie wurde in der Forschung sehr lange Zeit als Beginn des langsamen und unaufhaltsamen Verfalls des Osmanischen Reiches, der sich im Ausufern der um sich greifenden Korruption, Deviationen im osmanischen Verwaltungsapparat und Pfründensystem manifestierte, betrachtet. Das Ziel des Forschungsvorhabens ist, anhand der Eintragungen im ruznamçe-Verzeichnis Nr. 1033 aus den Handschriftbeständen der Universitätsbibliothek Leipzig einen Beitrag zum Zustand des Pfründensystems im osmanischen Ungarn am Ende des 16. und am Beginn des 17. Jahrhunderts im Spiegel der aktuell geführten Diskussion über den Verfall bzw. der Transformation des Osmanischen Reiches am Ende des 16. und im Laufe des 17. Jahrhunderts zu leisten. Das Verzeichnis umfasst 176 Seiten und bietet die detaillierten Angaben über die Pfründen im osmanischen Ungarn, die im Laufe des Langen Türkenkrieges wegen der Desertion, des Todes der Pfründeninhaber vakant und dann erneut vergeben wurden, an. Aus den Eintragungen in diesem Verzeichnis, geht klar hervor, dass die erneute Vergabe der Pfründen weitgehend in geordneten und gesetzmäßigen Vorgängen erfolgte, was die Annahme über die chaotischen Zustände in der osmanischen Verwaltung und im osmanischen Pfründensystem in Frage stellt und diesem Verzeichnis einen besonderen, ja einzigartigen Wert als geschichtliche Quelle verleiht. Weil das Verzeichnis in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt wird, wird dieses Forschungsvorhaben auch als ein Beitrag zur Erschließung der osmanischen Quellen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland befinden, betrachtet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen