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Vergleichende Replikationsstudie 'Die sanften Kontrolleure'

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289782537
 
Geht es um Fragen des Umgangs von Fachkräften Sozialer Arbeit mit Devianten und der Ausübung sozialer Kontrolle, so gilt im deutschsprachigen Raum die Untersuchung 'Die sanften Kontrolleure' von Helge Peters und Helga Cremer-Schäfer aus dem Jahr 1975 auch heute noch als die Referenzstudie. Der zentrale Befund damals lautete: SozialarbeiterInnen übten so ziale Kontrolle aus, verzichteten jedoch auf Zuschreibungen von Devianz und vermieden so eine Beteiligung an Kriminalisierungsprozessen. Vor dem Hintergrund des vielfach konstatierten Wandels des professionellen Selbstverständnisses sowie der AdressatInnenbilder von Fachkräften Sozialer Arbeit, zunehmender Kooperationsbeziehungen mit anderen Instanzen sozialer Kontrolle sowie der Ökonomisierung Sozialer Arbeit stellt sich die Frage, ob und ggf. wie sich die Art und Weise der Ausübung sozialer Kontrolle sowie die damit verbundenen Interaktionspraktiken von Fachkräften Sozialer Arbeit im post-wohlfahrtsstaatlichen Kontext 40 Jahre später gewandelt haben. Orientiert an den Prämissen des symbolischen Interaktionismus sowie der institutionellen Ethnographie möchte das hier vorgeschlagene Projekt dieser Frage im Rahmen einer vergleichenden Replikationsstudie nachgehen. Analog zur genannten Ausgangsstudie soll in den Feldern der Jugendgerichts- und der Erziehungshilfe mittels teilnehmender Beobachtungen sowie zusätzlicher qualitativer Interviews analysiert werden, welche Interaktionspraktiken Fachkräfte Sozialer Arbeit anwenden, um soziale Kontrolle auszuüben sowie ob und inwiefern Strategien zur Sicher- bzw. Herstellung von Beschäftigungsfähigkeit Handlungselemente der Interaktionspraktiken bilden - wie es die zweite, 1975 nicht bestätigte Annahme war. Ergänzend soll u.a. anhand von Dokumentenanalysen untersucht werden, ob und ggf. wie spezifische institutionelle Rahmenbedingungen (z.B. der Einsatz von Fachsoftware, formalisierte Kooperationsbeziehungen) die Interaktionspraktiken beeinflussen. Aufgrund der vielfältigen Ausdifferenzierungen der Arbeitsfelder und -bedingungen in der Jugendgerichts- und der Erziehungshilfe werden zunächst zwei in verschiedenen Merkmalen kontrastierende Einrichtungen untersucht, um anschließend zwei bis max. vier weitere Einrichtungen im Sinne eines offenen, theoriegenerierenden Samplings zu untersuchen. Durch einen Vergleich mit den vollständig verfügbaren Beobachtungsprotokollen der Ausgangsuntersuchung sind erstmalig eine direkte komparative Perspektive und Aussagen über den Wandel der Ausübung sozialer Kontrolle sowie der damit verbundenen Interaktionspraktiken in den untersuchten Feldern der Sozialen Arbeit möglich.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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