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Moralische Objektivität ohne moralische Tatsachen

Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290859428
 
Der nicht-naturalistische Realismus, also die These, dass die Welt irreduzibel moralische Tatsachen enthält, erlebte in den letzten Jahren einen beträchtlichen Aufschwung. Dieser verdankt sich nicht zuletzt David Enochs einflussreichem Buch „Taking Morality Seriously“. Auf der antirealistischen Seite sind es vor allem relativistische, aber auch non-kognitivistische Theorien, die heute lebhaft diskutiert werden. Eine Position „dazwischen“, d.h. ein Antirealismus, der weder relativistisch noch non-kognitivistisch ist, aber auch keine Irrtumstheorie darstellt, findet so gut wie keine Beachtung, obwohl er von Crispin Wright vor einigen Jahren in die Debatte eingebracht wurde. Dabei ist gerade ein solcher objektivistischer Antirealismus attraktiv: Zum einen vermeidet er die Probleme des Relativismus und die semantischen Umdeutungen von Non-Kognitivismus und Irrtumstheorie; zum anderen teilt er mit dem Realismus die entscheidenden Vorzüge, ohne jedoch dessen erkenntnistheoretische Probleme zu haben. Im laufenden Projekt wurde diese objektivistische Antirealismus in erster Linie im Vergleich zum Realismus stark gemacht: Es gezeigt, dass Enochs Versuch äußerst problematisch ist, die zentrale erkenntnistheoretische Frage zu beantworten: Wie hängen unsere moralischen Überzeugungen mit den kausal unabhängigen moralischen Tatsachen zusammen? Da sich für einen Antirealismus ein solches Problem nicht stellt, erweist sich der objektivistische Antirealismus als deutlich im Vorteil. Auch wenn der Realismus in Bezug auf ein anderes Problem, das sich aus dem Argument aus der fehlerfreien Meinungsverschiedenheit ergibt, leicht im Vorteil ist, da der Antirealist die klassische Logik aufgeben muss, so hat der objektivistische Antirealismus alles in allem betrachtet doch deutlichen Plausibilitätsvorsprung. Bislang wurden jedoch im Projekt noch keine positiven Argumente in Betracht gezogen, die diesen Antirealismus von Innen heraus stützen. Dies soll nun mit der beantragten Fortsetzung nachgeholt werden. Die Grundidee dafür ist folgende: Die zwei Argumente, die Enoch in seinem Buch für den Realismus vorbringt, sollen zugunsten des objektivistischen Antirealismus nutzbar gemacht werden. Das erste Argument begründet ohnehin „bloß“ einen Objektivismus, kann also direkt übernommen werden, vorausgesetzt, dass es im Projekt zufriedenstellend gegen die Kritiken verteidigt werden kann. In Bezug auf das zweite, wichtigere Argument, das von Enoch als Begründung seines Realismus intendiert ist, soll argumentiert werden, dass es nicht so viel zeigt, wie es zeigen soll, nämlich nicht die Plausibilität des Realismus, sondern nur die des Objektivismus. Bei überzeugender Argumentation hat man damit gute Gründe in der Hand, die für den objektivistischen Antirealismus sprechen. Zum Abschluss des Fortsetzungsprojekts sollen die Ergebnisse des laufenden und des beantragten Projekts in einer Monografie zusammengeführt werden – Arbeitstitel: „Moral Objectivity without Moral Facts“.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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