The Global Health Governance of HIV/AIDS - Consensual Dialogue or Discursive Struggle?
Final Report Abstract
Das Forschungsprojekt hat sich der Frage nach Einheitlichkeit bzw. Heterogenität von Diskursen im Politikfeld der globalen AIDS‐Bekämpfung aus zweierlei Richtung angenähert. Beide Forschungsstränge liefen dahingehend zusammen, dass Praktiken von governance im Politikfeld AIDS und die sie kennzeichnenden Machtasymmetrien, normativen Widersprüche und diskursiven Auseinandersetzungen im Zentrum standen. Im Rahmen normativer Debatten über accountability, Repräsentation und Legitimität unterschiedlicher Akteure in der globalen AIDS governance hat sich das Projekt der Repräsentationsmacht zivilgesellschaftlicher Organisationen (NGOs) zugewandt, die stellvertretend für eine scheinbar besonders marginalisierte, hilflose und stumme Bevölkerungsgruppe handeln: Kinder und Jugendliche. Das Projekt beabsichtigte, die Diskrepanz zwischen global sehr einflussreichen Diskursen zur stärkeren Partizipation von Kindern und Jugendlichen einerseits und den tatsächlichen Repräsentationspraktiken von NGOs andererseits offen zu legen, um damit auf potenziell missbrauchsfähige Machtasymmetrien hinzuweisen, die sich hinter den advocacy Tätigkeiten globaler NGOs verbergen. Insbesondere sollte hierbei aufgezeigt werden, inwiefern sich viele NGOs, deren Legitimität sich hauptsächlich aus ihrer Stellvertreterposition für marginalisierte Individuen und Gruppen speist, im Hinblick auf Partizipation mit einer schizophrenen Situation konfrontiert sehen. Während sie einerseits Prinzipien der Partizipation und Rechenschaftspflichtigkeit ‚nach unten’ befürworten, perpetuieren sie in ihren diskursiven Praktiken der Repräsentation weiterhin deutlich eine Rhetorik von Opfer, Hilflosigkeit und Verletzlichkeit, die kaum Raum lässt für ein Bild von Kindern und Jugendlichen als aktiv handelnde, partizipierende Subjekte. Der zweite Forschungsstrang des übergreifenden Projektes zu aktuellen Dynamiken im institutionellen Geflecht der globalen AIDS governance hat sich wiederum mit einem in der Fachliteratur breit diskutierten Phänomen auseinandergesetzt – den gegenwärtigen Bemühungen aller in global governance Institutionen eingebundenen Akteure, einer zunehmenden Unübersichtlichkeit von Netzwerken, Steuerungsinstrumenten, Normen und Regeln durch bessere Koordination untereinander Herr zu werden. Wie auch bei der Debatte über Repräsentation, accountability und Legitimität, lässt sich die Diskussion über Koordination in einem größeren Diskurs zu den normativen Grundlagen einer ‚good’ global governance verorten. Die existierende Literatur zu den negativen Auswirkungen mangelnder Koordination geht weitgehend davon aus, dass die bestehende global governance Architektur nur wenig Anreiz zur verstärkten Zusammenarbeit bietet. Zentrales Anliegen der durchgeführten policy‐Analyse im Hinblick auf mögliche Diskrepanzen in der Interpretation dieser Governance‐Norm war es, hier einen alternativen Erklärungsansatz für den Umstand zu bieten, warum die tatsächliche Koordinationspraxis bislang weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Indem abermals der Machtaspekt in die Debatte über global governance eingeführt wurde, sollte aufgezeigt werden, inwiefern sich hinter dem vermeintlich konsensualen Primat der Koordination fundamentale Auseinandersetzungen über Autorität, Führungsanspruch (leadership) und Kontrolle verbergen. Die Debatte über Koordination muss demnach stellvertretend für eine grundsätzliche Neuordnung der Beziehungen unter den einzelnen Akteuren/Organisationen, die gemeinsam das institutionelle Geflecht der global governance bilden, gesehen werden.
Publications
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(2010). “Monitoring and evaluation in HIV/AIDS control – weighing incentives and disincentives for coordination among global and local actors”. Journal of International Development – online Vorveröffentlichung
Anna Holzscheiter, Gill Walt and Ruairi Brugha
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(2010). “The Representational Power of Civil Society Organisations in Global AIDS Governance: Advocating for Children in Global Health Politics”. In: Thomas Olesen, Power and Transnational Activism (London: Routledge)
Anna Holzscheiter