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Kombination von Reaktionszeitmodellierung und Augenbewegungsmessung in der visuellen Suche

Subject Area General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 2006 to 2008
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 29549374
 
Final Report Year 2009

Final Report Abstract

Mit dem Paradigma der visuellen Suche wird die strategische Zuteilung von begrenzten Verarbeitungsressourcen untersucht. Wie diese Begrenzung von Reizeigenschften abhängt, ist bereits recht gut geklärt. Diskutiert werden derzeit die Natur und die Abfolge von Verarbeitungsschritten mit unbegrenzter und begrenzter Kapazität, das Gedächtnis für bereits besuchte Reize und die Abbruchentscheidung. Das Projekt sollte mit einer Kombination aus Reaktionszeitmodellierung und Augenbewegungsmessung zur Klärung dieser Fragen beitragen. In einem bereits früher von uns entwickelten Modell wird die Reaktionszeit in einfachen Merkmalssuchaufgaben additiv zerlegt in die Zeiten einzelner Suchschritte, deren Kapazität, Anzahl und Dauer als Funktionen von Reiz- und Betrachtervariablen formuliert sind. Die Modellannahmen waren im Rahmen der empirischen Modellanpassung jedoch nur in ihrer Gesamtheit testbar. Im durchgeführten Projekt wurden mil Hilfe von Augenbewegungsmessungen die Annahmen separat voneinander geprüft. Bestätigt wurde, dass die Größe des Aufmerksamkeitsfokus mit zunehmender Zielreiz-Ablenker-Ähnlichkeit ab- und die Aufmerksamkeitsverweildauer zunimmt. Mit zunehmender Ähnlichkeit finden jedoch auch vermehrt Doppelprüfungen von Items statt, welche besser mit perzeptueller Unsicherheit als mit einem mangelnden räumlichen Gedächtnis zu erklären sind. Weiterhin neigten Versuchspersonen bei zunehmender Ähnlichkeil auch zum vorzeitien Abbruch der Suche. Beides steht nicht nur im Widerspruch zu STRAVIS, sondem auch zu der traditionellen Vorstellung, visuelle Suche sei selbstbeendend bzw. erschöpfend. Die Modellgleichungen wurden entsprechend modifiziert, wobei eine eindeutige Parameterschätzung nur unter vereinfachenden Annahmen möglich war. Das Modell kann dementsprechend nur in dem Maße als valide bezeichnet werden, wie es der Versuchsperson gelingt bei bekannter Position des Zielobjektes dieses mit einer einzigen Fixation zu identifizieren. Bei extrem hoher Ziel-Ablenker-Ähnlichkeit kommt die Modellierbarkeit an ihre Grenzen. In einer neuropsychologischen Studie konnte gezeigt werden, dass spezifische Beeinträchtigungen in visuellen Suchleistungen bei Patienten mit Frontal-. Temporal- und/oder Farietallappenläsionen mit Hilfe von STRAVIS diagnostizierbar und aus der Lokation der Lasion(en) vorhersagbar sind. In einem weiteren Experiment wurde das Suchbild blickkontingent variiert und die Veränderung des Suchverhaltens mit den individuellen STRAVIS-Parameterschätzungen verglichen. Hierdurch kann untersucht werden, welche perzeptuellen Prozesse während der Fokussierung der Aufmerksamkeit ablaufen, und inwieweit sich attentive und präattentive Verarbeitungsschritte zeitlich überlappen. Zum Zeitpunkt dieses Berichtes war die Datenauswertung allerdings noch nicht abgeschlossen. Insgesamt konnte das Modell STRAVIS für Suchsituationen mil moderater Ziel-Ablenker-Ähnlichkeit bestätigt werden. Es ermöglicht die Diagnose von spezifischen Beeinträchtigungen in Teilprozessen der visuellen Suche bei hirngeschädigten Patienten. Darüber hinaus wurde eine modifizierte Version entwickelt, die auch die Modellierung von Suchaufgaben mit höheren Ziel-Ablenker-Ähnlichkeiten ermöglicht.

Publications

  • (2008). Oculomotor scanning behaviour in visual feature search with graded target-distractor-similarity. Perception. 37 (suppl.), 24
    Heße, U., Wienrich, C., Melzer. A., & Müller-Plath , G.
  • (2008). StraViS 2.0: A revised model for visual feature search with graded target-distractor-similarity. Perception. 37 (suppl.). 95
    Müller-Plath, G., Heße, U., Melzer, A. & Wienrich, C.
 
 

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